Interviews und mehr 2021

 


       

28. Juli 2021: "Musik statt Straße trifft Domou Afrika" (Barbara Yeo-Emde)
 

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Schon vor zwei Wochen sollte das Konzert im KuKuK-Hof stattfinden und wurde wegen Regen abgesagt. Die folgenden zwei Wochen machten wir uns Sorgen, ob am Sonntag, den 25. Juli der nachzuholende Termin draußen stattfinden könnte. Wir hatten zwar den Plan B, in die Halle zu gehen, aber hätten nicht alle angemeldeten Gäste dort unterbringen können.

 

Die Wettergötter waren uns wohlgesonnen. Beim Aufbau kamen einige Regentropfen, die ziemlich schnell wieder aufhörten. Sonst gab es traumhafte Wolkenbilder und ein Milan und zwei Störche kreisten am Himmel.

 

„Musik statt Straße“, dieses hervorragende Projekt, um Kindern in einem Slum in Bulgarien durch Musik bessere Lebensperspektiven zu geben, gibt es seit zwölf Jahren. Georgi Kalaidjiev, den ich von meiner Zeit am Stadttheater kenne, und seine Frau Maria Hauschild haben es geschafft, hunderte von Kindern und ihren Familien durch ihre Musikschule in Sliven einen Ausweg aus der Hoffnungslosigkeit zu finden. Es geht nicht nur um Musik zu lernen, sondern um das Aneignen eines gesunden Selbstwertgefühls, um Bildung und Disziplin als Mittel, dem Elend zu entkommen. Inzwischen erhält das Programm immer mehr Anerkennung, wie Georgi und Maria sagen, dank einer sehr großzügigen Unterstützung aus Deutschland. Unglücklicherweise scheint es immer noch keine Bereitschaft in Bulgarien, dieses Projekt mit Steuergeldern zu fördern, aber Maria und Georgi geben nie auf, für ihr mit Herzblut geführtes Unterfangen weiterzukämpfen. 

 

https://musik-statt-strasse.jimdofree.com/

 

Als wir Fallou und Ina Sy kennenlernten, merkten wir, dass sie Maria und Georgi sehr ähneln. Diese beiden möchten auch Musik nutzen, um Kindern in Senegal bessere Lebensoptionen zu geben. 2014 wurde der Verein „Domou Afrika“ mit diesem Ziel gegründet. Seit Jahren ist Fallou mit seinen Bands unterwegs, um den Traum, eine Musikschule in seiner Heimatstadt zu gründen, wahrzumachen. Ina, wie Maria mit Georgi, unterstützt Fallou voll und ganz. 

 

https://www.domou-afrika.de/

 

Diese zwei außergewöhnlichen Paare zusammenzubringen, schien mir als der selbstverständlichste Schritt, um beiden helfen zu können. Das erste Ergebnis dieser neuen Freundschaft und Zusammenarbeit an einem wunderschönen Sommertag im KuKuK erfüllte alle unsere Hoffnungen. Mit dem Multikulturellen Orchester Gießen zeigten Musiker aus verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Glaubensrichtungen, mit Fallou als Gast, dass die Musik eine der stärksten Verbindungen zwischen Menschen ist, die es überhaupt gibt. Zu wissen, dass wir etwas dazu beitragen konnten, ist ein überwältigendes Gefühl und bestätigt uns, dass unser Engagement für und im KuKuK eine bedeutungsvolle Chance darstellt, nicht nur im Gießener Land, sondern auch in anderen Ländern, durch Kunst und Kultur Menschen zusammenzubringen.

 

 

 


 

Die Coronazeit ist noch nicht zu Ende und hat unzählige Probleme mit sich gebracht. Alle wurden vor noch nie zuvor erlebte Herausforderungen gestellt. Dieterich und ich haben es nicht so schwer gehabt. Wegen den ganzen Regelungen, hatten wir in den schlimmsten Phasen meistens Kontakte entweder nur draußen oder über Videokonferenz. Obwohl wir zum größten Teil zu Hause blieben, irgendwie war es uns nie langweilig.

 

Letztes Jahr entschlossen wir uns, weil wir nicht reisen dürften, unsere Gegend mit kleinen Ausflügen besser kennenzulernen. Aber auch da waren wir nicht so oft unterwegs und wenn, dann immer nur zu zweit. 

 

Dann ist letztes Jahr im August die Idee geboren, im Sommer draußen einen Film anzuschauen. Wir haben die nötige Ausrüstung: Beamer, Lautsprecher, DVD-Spieler. Das erste Mal waren wir mit ein paar Freunden hinten im Garten und schauten unter Corona-Bestimmungen „The Artist“ – ein Oskar-gewinnender Stummfilm von 2012. Das Wetter war schön warm und mit Popcorn (amerikanischer Art mit Butter und Salz) und anderen Kleinigkeiten dazu, war der Abend ein großer Erfolg. Es wurde schon gefragt, wann der Kinoabend wiederholt werden könnte. Ein paar Wochen später haben wir mit unseren Nachbarn Simone und Uwe bei uns vorne im Hof „Amadeus“ präsentiert, was wieder sehr gut ankam. Leider gab danach es keine weitere Möglichkeit und der Sommer ging viel zu schnell vorbei.

 

Als in diesem Jahr der Sommer nahte, wurde schon gefragt, wann es wieder das Hofkino geben würde. Wegen des unbeständigen Wetters mussten wir eine ganze Weile warten, bis wir endlich Anfang Juli „Harry und Sally“ zeigen konnten. 

 

Der nächste Termin wurde festgelegt, in der Hoffnung, dass das Wetter sich bessern würde. Eine Enttäuschung gab es nicht, als am letzten Samstag die meteorologischen Götter uns einen klaren Himmel schenkten. Mit Italien als Thema wurde der Hof von Uwe und Simone schön geschmückt. Vorab gab es ein kleines Büffet und danach die Verfilmung der Oper „La Bohème“ - ein außergewöhnlicher Abend!

 

Obwohl das Leben unter Covid ein bisschen flexibler geworden ist und mehr Veranstaltungen erlaubt sind, wollen wir auf unser besonderes Hofkino nicht verzichten. Wenn wir Glück haben, kommen wir noch einige Male in den Genuss, einen stimmungsvollen Abend mit Freunden unter einem schönen Sternenhimmel zu verbringen. 

 

 


       

14. Juli 2021: "Danke, Jacqueline!" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: July 14, 2021 - "Thank You, Jacqueline!"

 

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In den letzten zwei Jahren organisierte unsere Freundin Jacqueline eine Aktion zur Adventzeit, woran ich teilnahm. (Ich weiß. Es ist Juli und ich schreibe schon vom Weihnachten.) Es geht um einen Adventskalender, wofür 24 Personen für einen der 24 Adventstage 24 Geschenke machen sollen. Kurz vor dem ersten Advent treffen wir uns alle, um unsere 24 unterschiedlichen Kalendergeschenke zu holen, dass wir sie in der Vorweihnachtszeit täglich öffnen können. Wir hängen die Tüten auf eine Kordel, die Dieterich im Wohnzimmer spannt, und wechseln uns ab, wer aufmachen darf. Es sind verschiedene Sachen dabei, meistens Selbstgemachtes. Manches hat ziemlich gut gefallen und einiges vielleicht nicht so sehr, aber wegen der Idee alleine macht es eine große Freude. 

 

Es gab ein Geschenk, das ich am Schönsten fand und woran ich sehr oft denken muss. Es war ein kleines, selbstgenähtes Säckchen mit 7 verschiedenen Knöpfen darin. Dazu gab es einen Zettel mit einer kurzen Geschichte, die ich hier frei wiedergeben werde.

 

Eine Frau verabredete sich in einem Café mit einer Freundin, die sie seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Die große Menge an Gesprächsstoff, die sich nach dieser langen Zeit ansammelte, führte dazu, dass sie ein paar Stunden zusammensaßen. Nach ungefähr einer Stunde merkte die Frau, dass ihre Freundin zum wiederholten Mal etwas aus der einen Hosentasche holte und in die andere reinsteckte, aber sagte zuerst nichts. Als die Zeit kam, sich voneinander zu verabschieden, war sie so neugierig, dass sie fragen musste, was die Freundin da machte. 

 

Die Freundin lächelte und erzählte, dass sie jeden Tag 7 Knöpfe in die eine Tasche tut und wenn etwas Schönes passiert, wird ein Knopf in die andere Tasche gelegt. Am Ende des Tages holt sie die Knöpfe heraus und denkt wieder an die Ereignisse des Tages, die die Knöpfe symbolisieren. Auf diese Art und Weise genießt sie diese wunderbaren Augenblicke zweimal und kann mit großer Dankbarkeit an den Tag zurückdenken. 

 

Diese Erzählung berührt mich und hilft mir immer wieder. Wenn ich tatsächlich 7 Knöpfe in meiner Tasche hätte, bräuchte es nicht viel Zeit, bis sie in der anderen Tasche landen würden. Gestern alleine hätte ich weit mehr als 7 Stück gebraucht, und so ist es an den meisten Tagen. Wenn ich mich ärgere oder über etwas traurig werde, versuche ich an diese Geschichte zu denken und sofort geht es mir besser. Die negativen Zwischenfälle, womit ich mich auseinandersetzen muss, sind Nichtigkeiten im Vergleich zu dem, was unzählige Menschen aushalten müssen. Daran zu denken nehme ich mir ständig vor, damit meine kostbare Zeit nicht mit unwichtigen „Problemen“ verplempert wird. Es gelingt mir vielleicht nicht immer, jedoch sehr oft. Deswegen sage ich häufig im Gedanken, „Danke, Jacqueline“.

 


 

7. Juli 2021: "Europa, nichts wie hin!" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: July 7, 2021 - "Europe or Bust!"

 

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Oft habe ich über meinen Werdegang nachgedacht. Mein Weg war definitiv nicht gerade und niemals langweilig. Ich kann mit Überzeugung behaupten, „meins“ gefunden zu haben. Wenn es überhaupt Schicksal gibt, dann war es meins, in Europa zu Leben.

 

Bis ich 21 Jahre alt war, lebte ich im Staat Massachusetts an der Ostküste der USA. Schon als Kind entdeckte ich ei Interesse für Fremdsprachen. In meiner High School war meine Klasse die erste, eine Reise außerhalb der USA zu unternehmen und zwar nach Frankreich. Wir waren in Paris, Mont-St.-Michel und im Loiretal – alles innerhalb zehn Tagen mit Übernachtungen in billigen Hotels. Dies störte mich nicht, weil ich endlich in Frankreich war.

 

Das Hotel damals in Paris war im 19. Arrondissement, wenn ich mich richtig erinnere. Nachdem wir morgens im Hotel ankamen, meine erste Tat war, ein Käsegeschäft und eine Bäckerei zu finden, um diese zwei berühmten Köstlichkeiten zu kaufen. Ich kaufte einen Camembert und eine Baguette. Ich kam nicht dazu, diese Köstlichkeiten zu essen, weil wir ein volles Programm mit Besichtigungen hatten, das mehrere Stunden dauerte. In meiner Unwissenheit von Camembert, ließ ich den Käse ungekühlt stehen und bis ich wieder ins Hotelzimmer kam, wurde ich mit der schönen Überraschung beschert, eine weggelaufene Masse vorzufinden, die dem Zimmer einen überwältigenden Duft verlieh. Meine Zimmergenossinnen waren nicht gerade begeistert.

 

Beim Abflug weinte ich, weil ich bleiben wollte. Es dauerte vier Jahre, bis ich für mein Semester in Dijon wieder nach Frankreich zurückkehrte. Ein bisschen über diesen Aufenthalt schrieb ich in meinem letzten Artikel. Es war keine gute Zeit für mich und wurde abgebrochen, weil meine Stiefmutter im Sterben lag.

 

Mit 21 Jahren zog ich nach Südkalifornien und fühlte mich dort nicht wohl. Es war mir alles zu eng und, ohne verschiedene Jahreszeiten, zu eintönig. Nach ein paar Jahren war es mir klar, dass ich dort nicht bleiben wollte. Ich entschied, Europa erneut eine Chance zu geben, ein Unterfangen, wofür ich mich über ein Jahr vorbereitete. Trotz der Absage einer Freundin, die mitkommen sollte, war ich fest entschlossen, ohne sie mein Abenteuer zu beginnen. Aus einer einfachen Reise wurde ein Austauschprogramm mit Sprachkurs in Köln, das sich in eine feste Arbeitsstelle in Frankfurt verwandelte.

 

Vor meiner Ankunft in Deutschland hatte ich zwei Monate Zeit, Europa zu entdecken. Mit einem Rucksack, einem Britrail- und einem Eurailpass gewappnet, flog ich von New York nach London, um so viel wie ich nur konnte, von den Ländern über dem Teich zu sehen. So ein Wagnis bringt interessante Erlebnisse mit sich und davon hatte ich jede Menge.

 

Der erste Tag in London brachte eine Erleuchtung mit sich, die mein Leben seitdem prägt: Nach dem langen Flug und einem anstrengenden Marsch durch die Stadt, kam ich total müde in meinem Hotel an. Ich machte den Fehler, mich hinzulegen und schlief tief ein. Beim Aufwachen war ich stark desorientiert und ging in den Flur, um zwei Hotelgäste zu fragen, welchen Tag und wieviel Uhr wir hatten. Zurückgekehrt in das Zimmer, das eher einem Kleiderschlank mit einem Feldbett gleichte, packte mich eine Panik, wie ich nie zuvor empfunden hatte. Ich saß auf dem Bett, ein Häufchen Elend, heulend und zitternd. Ich fragte mich, was ich dort machte. Ich gab mein Leben in den USA auf und meine Zukunft war komplett ungewiss. Nach ungefähr 10 Minuten kam mir ein Gedanke, wie ein Blitz. Warum ging ich überhaupt von meinem Heimatland weg und brach alle Brücken hinter mir ab? Nach und nach fiel mir ein, genau weshalb. Nie wieder zweifelte ich an meinem Entschluss, in Europa mein Glück zu suchen. 

 

Nach diesem Aha-Erlebnis habe ich nicht mehr zurückgeblickt. Natürlich habe ich noch eine starke Verbindung zu meinem Ursprungsland, wo ich noch viele Familienmitglieder habe. Obwohl ich dabei bin, zusätzlich zu meiner amerikanischen, meine deutsche Staatsangehörigkeit zu beantragen, fühle ich mich eher als Weltbürgerin, dank meines facettenreichen Lebens in Wettenberg.

 


 

30. Juni 2021: "Frankreich ruft" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: June 23, 2021 - "France beckons"

 

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Die Grenze Frankreichs ist nicht so sehr weit weg von Wettenberg. Nach Straßburg ist es ungefähr eine dreistündige Fahrt. Nachdem wir über anderthalb Jahre nicht reisen durften, entschieden Dieterich und ich, endlich mal wieder nach Frankreich zu fahren, wenn auch nur für ein paar Tage. Nur war Elsass nicht unser Ziel, weil es uns fast zu Deutsch ist. Wir wollten weiter weg von der deutschen Grenze, bis 600km sogar. Wir brauchten eine ganz andere Sorte Impfung, eine der französischen Kultur und Lebensart.

 

Wie immer sollte ich nach einer Übernachtungsmöglichkeit schauen, die unserem Geschmack entspricht. I gebe ganz offen zu, dass ich ziemlich pingelig bin. Ich suche stundenlang, bis ich zufrieden bin. Natürlich gibt es eine Chance, dass wir enttäuscht sein können, aber glücklicherweise passiert das sehr selten und war absolut nicht der Fall dieses Wochenende.

 

Ich fand genau das, was wir suchten, mitten im Burgund, nicht weit von Dijon. Meine Gefühle dieser Stadt gegenüber sind sehr gemischt. Während meines letzten Jahres an der Uni erlebte ich ein sehr unangenehmes Semester dort. Die Menschen waren zum größten Teil unfreundlich und unhöflich und verabscheuten meine französische Sprachkunst. Jedoch war das nicht das Schlimmste. Einige Wochen vor meiner Rückkehr in die USA erfuhr ich, dass meine geliebte Stiefmutter Wilma von Krebs am Sterben lag. Ich schaffte es, rechtzeitig nach Hause zu kommen, aber sie wollte nicht, dass ich sie besuche und die körperliche Zerstörung dieser furchtbaren Krankheit sah. Offensichtlich war Dijon nicht daran schuld, aber bis heute verbinde ich die Stadt mit dieser äußerst schwierigen Zeit.

 

Seit den Siebzigerjahren hat Frankreich sich sehr stark geändert. Die Franzosen sind gastfreundlich geworden und inzwischen sprechen viele Englisch. Es war endlich Zeit für mich, mit dem Burgund abzurechnen und dafür hätte ich keinen besseren Platz als Barain finden können. 

 

Nach ausführlicher Suche im Internet fanden und mieteten ein kleines Backhaus in einem winzigen Dörfchen mit 17 Einwohnern, 40 Kilometer an Dijon vorbei. Wir packten das Auto, natürlich mit Impfpass dabei, und fuhren sehr früh morgens weg. Wir planten, unterwegs eine Pause zu machen, um die nötigen französischen Köstlichkeiten zu kaufen, wie Käse, Pâté, Brot, Wein und unseren persönlichen Favorit, ein gegrilltes Huhn. Ich suchte die Stadt Toul in der Nähe von Nancy aus, weil es einen Bauernmarkt geben sollte. Es stellte sich heraus, dass es nur 4 bis 5 Stände waren. Diese Stadt kann vielleicht auf eine ruhmvolle Vergangenheit bis zu den Römern zurückschauen, aber trotz einer riesigen gotischen Kathedrale fanden wir sie überhaupt nicht schön. Wie dem auch sei, wir fanden einige sehr köstliche Produkte, Nahrung sowohl für die Seele wie für den Körper. 

 

Wir nahmen uns vor, gegen 17 Uhr in Barain anzukommen, aber weil wir noch ein paar Stunden zur Verfügung hatten, machten wir einen kleinen Abstecher nach Châteauneuf, einsm Ort, der als einer der schönsten Frankreichs eingestuft ist. Wenn man bedenkt, wie riesig das französische Kulturerbe ist, mit unzähligen wunderschönen Stellen im ganzen Land verteilt, heißt das sehr viel. Die mittelalterliche Burg auf einem Hügel tronend, umringt vom Dorf, ist ein beeindruckender Blick von nah und fern. 

 

Es sind nur 15 Kilometer von Châteauneuf nach Barain. Die ganze Region wimmelt von Sehenswürdigkeiten. Barain besteht aus ungefähr 20 Gebäuden, meist aus Stein, und einer Kirche aus dem 15ten Jahrhundert. Die herzlichen Bewohner hießen uns sofort willkommen. 

 

Vor 15 Jahren wurde das Backhaus so geschmackvoll und gemütlich renoviert, dass wir uns sofort zu Hause fühlten. Es kann sein, dass es für manche nicht groß genug sein könnte, aber für uns beiden war es perfekt. Die Bilder der Restaurierung sind schon eine Offenbarung, weil der Zustand des Gebäudes ziemlich verheerend war. Diese Arbeit war eindeutig eine aus Liebe, mit Achtung bis auf die kleinsten Details und der Wiederverwendung der originalen Baustoffe, wo möglich.  Das fehlende Baumaterial stammte aus der näheren Umgebung. 

 

Das Erdgeschoss ist klein aber einladend, getrennt zwischen dem Küchen-/Wohnbereich und dem Bad. Der Backofen dient als Kamin. Ein sehr originelles Spülbecken aus Stein nimmt die eine Wand ein und ist neben der kleinen Küche, ausstaffiert mit den wesentlichen Geräten. Das Badezimmer hat eine wunderbare Dusche und ist sehr ästhetisch dekoriert. Der raffinierteste Einfall ist das extra für das Haus konzipierte Loft für das Schlafzimmer, das über eine Treppe aus riesigen Eichenbalken erreicht wird. Ich würde so gerne den Stoff kaufen, der für die Vorhänge, Kissenhüllen und Bettdecke ausgesucht wurde.

 

Sofort wurden wir zu einer Familienfeier eingeladen, inklusiv eines Gottesdienstes in Ehren der beiden Heiligen Peter und Paul, mit einer kurzen Prozession zum Haus, das in diesem Jahr gesegnet werden sollte. 

 

Natürlich kann so ein Tag nicht ohne ein gemeinsames Essen sein. Der Aperitif alleine war üppig genug, um als das Hauptessen zu gelten. Es gab ein Büffet mit hausgemachter Pâté. Käse und Selbstgebackenem, auch Dieterichs köstlichen Cantuccini. Nach einer kurzen Pause ging es mit dem Essen weiter, mit einer beachtlichen Menge an verschiedenen Fleischsorten und Salaten. Selbstverständlich gab es Wein in Hülle und Fülle. Bei keinem Französisches Essen darf der Käse fehlen und davon wurden wir nicht enttäuscht. Genau wenn man dachte, es konnte nichts mehr reinpassen, kam das Dessert, eine erstaunliche Auswahl an Tartes, Crème brûlée und Obst. 

 

Wir waren kaum in der Lage, die fünfzig Meter zum Häuschen zu gehen, wir waren so satt. Nachdem wir uns ein bisschen erholten, machten wir einen Spaziergang. Das Dorf liegt in einem Tal, vom Gefühl her weit weg von der restlichen Welt, umgeben von wald- und feldbedeckten Hügeln. Das war der krönende Abschluss des Nachmittags. 

 

Vor der Rückkehr nach Deutschland, nahmen wir den letzten Tag, um die Gegend zu erforschen. Flavigny-sur-Ozerain, ein Muss für Fans des Films „Chocolat“ und auch als einer der schönsten Orte Frankreichs gekürt, liegt nur 25 Kilometer entfernt. Wir genossen die herrliche Landschaft voll und ganz.

 

Obwohl ich schon fast vierzig Jahre in Europa lebe, habe ich immer noch Momente, wenn ich mich selber petzen muss, um festzustellen, dass ich alles nicht träume. Unzählige Begegnungen mit Menschen aus aller Welt haben mein Leben über alle Maßen bereichert. Meistens kann ich einfach nicht fassen, dass dieses Mädchen aus einem kleinen Ort in Massachusetts so ein riesiges Glück erleben durfte. Meine Liebe zu Fremdsprachen haben mir das alles ermöglicht. Ich führe ein fantastisches Leben, wofür ich vom ganzen Herzen dankbar bin. 

 

 

 


 

23. Juni 2021: "Langeneß" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: June 23, 2021 - "Langeness"

 

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Wir wussten vorher überhaupt nichts von Langeneß, bis wir einen Ort suchten, wo es kein Feuerwerk über Sylvester gibt. Wie ich letzte Woche schrieb, unser Hund Ruffy hatte panische Angst vor Feuerwerk, das vom 27. Dezember bis nach dem 1.1. ständig zu hören waren. Es war herzzerreißend zu sehen, wie sehr Ruffy darunter litt.

 

Langeneß ist eine von 10 Halligen, im Wattenmeer direkt vor der deutsch-dänischen Grenze. So werden die Inseln genannt, die kaum über Meereshöhe  liegen, ohne einen schützenden Deich und öfters überschwemmt, hauptsächlich im Winter, wenn es Sturmflut gibt. Sieben davon sind bewohnt, mit den Häusern auf "Warften", künstlichen Hügeln, gebaut. Nach dem verheerenden Sturm in 1962 wurden die Warften erhöht, damit die Häuser trocken bleiben können.

 

Die erste Reise dahin, über 550km von Wettenberg, machten wir mit öffentlichem Verkehrsmittel. Wir stiegen in den Zug in Gießen und fuhren erst bis Husum an der norddeutschen Küste, um dort zu übernachten und am nächsten Tag in Schlüttsiel die Fähre zu nehmen. Unterwegs müssten wir zweimal umsteigen, ein Kunstwerk an sich, angesichts unseres vielen Gepäcks und Ruffy, der aber dazu seinen Beitrag leistete, indem er sein Futter in einem Hunderucksack trug. 

 

Geplant war, von Husum nach Schlüttsiel mit dem Bus zu fahren. Leider verpassten wir den Bus, weil er noch den Schild von seinem vorigen Ziel zeigte, was wir erst registrierten, nachdem er weggefahren war. Wir mussten die 36 Kilometer zur Fähre mit dem Taxi machen, nicht gerade günstig, und sind gerade rechtzeitig vor dem Ablegen angekommen. 

 

Langeneß ist vom Fährhafen sichtbar und verführt dazu, zu denken, dass die Fahrt sehr kurz sein würde. Man muss aber mit ca. 2 bis 3 Stunden rechnen. Diese ganze Küste ist eine Wattlandschaft und die Inseln sind nur über Fahrrinnen zu erreichen, die auch bei Ebbe befahrbar bleiben, aber einen großen Umweg erforderlich machen.  

Die Fahrt mit der Fähre war oft ein sehr interessantes Ereignis. Ein Jahr, drückte der sehr starke Ostwind das Wasser so viel weg vom Ufer, dass gewartet werden müssten, bis die Fahrrinne genügend Wasser hatte und passierbar war. 

 

 

Die aufregendste Überfahrt passierte, als der Nordsee gefroren war und die Fähre nicht fahren konnte. Es gibt einen 9 Kilometer langen Deich mit Feldbahn vom Küstenort Dagebüll über die Hallig Oland bis nach Langeness, womit die Einwohner unabhängig von der Fähre ans Festland kommen können. Jede Familie auf Oland und Langeness hat eine motorisierte Lore, manche bequeme, geschlossene Wägen, andere ziemlich primitiv, wobei man Wind und Wetter ausgesetzt wird. 

 

 

Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Halligen, auch im Winter. Deswegen wurden alle verfügbaren Loren in Einsatz genommen, um einen langen Zug für die 40 Gäste, die nach Langeness kommen wollten, zu kreieren. Ein großer, offener Wagen war für das viele Gepäck vorgesehen und 10 andere für die Menschen. Die Meisten von uns fuhren in geschlossenen Wägen wegen der erheblichen Niedrigtemperatur (minus 7° C).  Dieterich musste wegen Ruffy neben einem anderen Mann mit Hund ganz vorne auf einer offenen Lore sitzen. Trotz der beißenden Kälte während der 45-minutige Fahrt, meinte er, dass es ein unglaubliches Erlebnis war. Dank ein paar angeboten Schnäpsen  und Ruffy auf dem Schoß, ist er nicht erfroren. Die Eisschollen reichten bis oben auf den hohen Damm, ein atemberaubender Anblick. Leider haben wir keine Fotos von dieser unvergesslichen Expedition. Dieterich wäre eh nicht in der Lage gewesen, auch wenn er die Kamera gehabt hätte. Seine Finger wären abgefroren. Ich konnte von meinem Wagen aus leider kaum etwas sehen. 

 

 

Der folgende Link zeigt einige Fotos vom Damm und sehr originellen Gefährten. Es gibt auch einen Videolink von unserer Rückfahrt mit der Fähre und viel Eis.

 

https://www.ecosia.org/images?q=loren%20Langenes

 

https://www.youtube.com/watch?v=9xo4zVtwWl0

 

„Landunter“ (die Überflutung durch Sturmflut) durften wir schon bei unserem ersten Besuch erleben. Wir mieteten eine Wohnung bei Doris und Nanning auf Honkenswarf. Nanning wurde auf Langeness geboren und wuchs mit der einhergehenden Isolation auf. Für Doris, die aus Berlin stammt, sind die Gäste eine wichtige Hilfe gegen die Einsamkeit, glaube ich. Wir verstanden uns auf Anhieb mit diesen sehr gastfreundlichen Menschen sehr gut und sie mochten auch Ruffy. 

 

Zwei Tage vor unserer Abreise gab es Land unter. Doris und Nannings Haus steht am vom Fährhafen entferntesten Ende der Insel. Bei der schmalen Straße, die über die gesamte Länge der Insel läuft, gibt es Teile, die unter dem Meeresspiegel liegen und es dauert, bis das Wasser abläuft. Wir kamen nicht zur Fähre und mussten 2 Tage warten, bis die Straße wieder passiert werden konnte. Doris und Nanning, großzügig wie sie sind, wollten kein Geld von uns für die extra 2 Tage und haben uns zum Abendessen eingeladen.

 

Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn die relativ kleinen Warften vom Meer umringt werden. Sie werden zu kleinen Inseln, wovon du dich nicht fortbewegen kannst. Das erste Mal mit Land unter war verwirrend für Ruffy.  Er verstand nicht, warum wir unsere normalen Spaziergänge von 3-5 Kilometer nicht machen konnten. 

Einmal hatten wir Landunter an Silvester. Wie immer waren wir bei Doris und Nanning zu einem typischen Silvesteressen  mit Grünkohl und Wurst eingeladen. In dem Jahr schlug Doris vor, nach dem Essen die paar Kilometer zu Erichs Bar auf Peterswarf zu laufen. Die Straße war teilweise noch unter Wasser, so dass wir sehr vorsichtig Doris und Nanning hinterherliefen, damit wir nicht in die an der Straße seitlich entlanglaufenden Priele hineinfielen. Ein Vollmond hat zauberhaft unseren Weg beleuchtet. Erich war im siebten Himmel, Besuch zu haben und unterhielt uns mit Gesang und Akkordeon. 

 

 

Wir liefen öfters zum Halligkaufmann, auf Hunnenswarf ein paar Kilometer entfernt, entweder über die Straße oder über die Felder oder am Deich entlang. Obwohl das Geschäft sehr klein ist, haben wir meistens alles gefunden, was wir brauchten. Als Tagesausflug machten wir gerne spätmorgens den 7-Kilometer Spaziergang zur Fähranlegestelle, um im einzigen Restaurant zu Mittag zu essen. Bis wir wieder am Haus waren, war es fast dunkel. Im Winter gibt es nicht so viele Tageslichtstunden.

 

Ein angsteinflößendes Erlebnis war ein Spaziergang im Watt von Langeness nach Oland. Ich sank bis zu den Knien in den Treibsand, obwohl wir sehr vorsichtig waren. Dieterich musste sich auf den Bauch legen, um mich ohne Gummistiefel rausziehen zu können. Irgendwie schaffte er es, meine Stiefel auch rauszuholen, damit ich zurück zur Honkenswarf laufen konnte. Dies war wieder ein Paradebeispiel von Ruffys Empfindsamkeit. Er blieb die ganze Zeit still, bis diese kritische Situation vorbei war.  

 

 

Im Winter gibt es auf der Hallig nicht sonderlich viel zu machen außer schlafen, essen und spazieren gehen, genau was wir immer brauchten. Seit Jahren reden wir davon, während der Vogelwanderung im Frühjahr oder Herbst Urlaub auf Langeness zu machen, bestimmt ein fantastisches Ereignis. Wir waren nicht mehr auf Langeness, nachdem Ruffy die Reise nicht mehr machen konnte. Beim Schreiben dieses Artikels habe ich mich entschlossen, mit Doris Kontakt aufzunehmen, um einen Termin zu buchen. Genüg geredet! Carpe diem!

 


 

 

16. Juni 2021: "Hommage an Ruffy" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: June 16, 2021 - "Hommage to Ruffy"

 

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Vor einigen Tagen schlug eine Freundin mir vor, über die Liebe, die Besitzer für ihren Haustieren empfinden, zu schreiben. Für diejenigen, die niemals ein Haustier hatten, ist es vielleicht nicht so einfach, diese starke Verbindung zwischen Mensch und Tier zu verstehen. Das Wort Haustier beschreibt überhaupt nicht die wichtige Rolle, die diese Tiere im Leben ihrer „Besitzer“ spielen. Dieterich und ich hatten das große Privileg, 14 Jahren mit Ruffy, einem Golden-Labrador Retriever-Mischling zu teilen. 

 

 

Ruffy war ein Welpe, als er zu uns kam. Wir wollten unbedingt die gleiche Mischung haben, als die vom Hund meines Vaters. Sam sah ganz anders aus, aber war so sanft und liebevoll, dass zum ersten Mal in seinem Leben, Dieterich einen Hund haben wollte. 

 

Wir sahen Ruffy zum ersten Mal, als er nur ein paar Wochen alt war. Unser Ruffy war nach einem Collie genannt, den meine Familie hatte, als ich Kleinkind war. Schon damals zeigte er seinen starken Willen, eine Eigenschaft, die er sein ganzes Leben lang behalten würde. Er war einer von mehreren Welpen und ließ sich von seinen Geschwistern nicht davon abhalten, bei seiner Mutter zu nuckeln.

Die ersten paar Jahre waren nicht einfach, weil er oft nicht das machen wollte, was wir versuchten, ihm beizubringen. Wir gingen sogar in die Hundeschule. Im Nachhinein weiß ich, dass wir mehrere Fehler in seiner Erziehung machten. Wegen seines angeborenen freundlichen Wesens schafften wir es glücklicherweise nicht, ihn zu sehr zu verändern.

 

Ruffy wurde von fast jedem geliebt. Bis heute bin ich nicht sicher, ob meine Gesangsschüler wegen Unterricht oder Ruffy kamen. Er war so großartig, dass sogar unsere Nachbarin, die den Hof mit uns teilt und früher eine furchtbare Angst vor Hunden hatte, Ruffy heiß und innig liebte. 

 

Durch den Ruffster, wie ein guter Freund ihn nannte, lernten wir viele neue Leute kennen. Meistens kannten wir die Namen der Hunde, aber nicht immer die von den Besitzern.

 

Sehr oft erlebten wir beim Spaziergehen mit Ruffy etwas Außergewöhnliches, wie während eines Besuchs in Perugia (Italien): Die Stadt ist teilweise so hügelig, dass es Treppen anstatt Straßen gibt. Während wir eine Treppe runterliefen, hörten wir eine laute Stimme, die "che bello!" (wie schön!) rief. Weil wir die einzigen auf der Treppe waren, gingen wir davon aus, dass wir gemeint waren. Wir versuchten, festzustellen, woher die Stimme kam, als sie nochmal zu hören war. Wir fanden die dazugehörende Frau in einem Fenster im dritten Stock eines an der Treppe eines angrenzenden Hauses. Mehrere Minuten lang sprach sie mit Begeisterung über Ruffy. Das war ein unvergessliches Erlebnis, mit einer komplett fremden Person ein wunderbares Gespräch zu führen.

 

 

Noch eine große Freude war Ruffys Beliebtheit bei Kindern. Sobald er Kinder hörte, zitterte er vor lauter Aufregung und Freude. Er wusste ganz genau, dass er viele Streicheleinheiten bekommen würde und opferte sich freiwillig dafür. Egal wohin wir mit ihm kamen, gab es immer jemand, ob jung oder alt, der sein dickes, weichen Fell streicheln wollte.

 

Hunde mögen es, eine ruhige, geschützte Stelle zu haben, wo sie sich zurückziehen können, vielleicht unter einem Tisch oder ähnliches. Dieterich baute eine Hundehütte an unserer Eingangstür. Trotzdem dass die Hütte sein Reich war, störte es ihm nicht, als eines Tages unser Enkelsohn zu ihm in die Hütte kroch.

 

 

Ruffy fuhr immer mit, wenn wir Urlaub mit dem Auto machten. Schon Tage vor der Abreise wusste er, dass ein neues Abenteuer bevorstand. Ich weiß nicht, ob er die Fahrerei genossen hat, aber wir hatten eine Hundehütte für ihn in unserem Minivan, worin er sich sicher fühlte. Am Ziel angekommen entdeckte er sofort die neue Umgebung für sich. Wir verbrachten mehrere Urlaube zusammen in L’Agresto in der Toskana, worüber ich in einem anderen Blogartikel schrieb. Sobald wir da ankamen, lief er jedes Mal zu einer bestimmten Stelle auf dem großen Gelände, um einen der großen Pinienzapfen zu holen. Immer wenn wir in l’Agresto sind, sammeln wir einige Zapfen, um sie dann zu Hause auf seinen Lieblingsplatz in unserem Hof zu stellen – Ruffys Platz.

 

 

Ruffys erster Besuch dort, als er fast ein Jahr alt war, lief nicht sonderlich gut. Wir führten dort einen Gesangsworkshop durch. An einem Abend machten Kursteilnehmer mit ihm einen Spaziergang. Ich wollte ihn ins Haus bringen, weil Feuerwerk im naheliegenden Ort stattfinden sollte. Ich war mit ihm fast im Haus, als das Feuerwerk anfing. Weil der Haken seiner Leine nicht richtig befestigt war, konnte er sich in seiner Panik losreißen und verschwand im Gebüsch. Erschrocken rief ich nach ihm, aber er kam nicht zurück. Dieterich und Ich verbrachten die Nacht draußen, ständig rufend und pfeifend in der Hoffnung, dass er zu uns zurückfinden würde. Am nächsten Tag suchten wir nach ihm und verteilten Aushänge in der ganzen Gegend. Als ob es nicht schon schlimm genug war, gab es an dem Abend ein fürchterliches Gewitter. Am darauffolgenden Morgen, während ich versuchte, meinen Workshop weiter zu machen und Dieterich losfahren wollte, um Lebensmittel für die Gruppe im Ort zu kaufen, kam die Polizei, um Bescheid zu geben, dass ein Golden Retriever bei ihnen abgegeben wurde. Dieterich fuhr sofort mit und zum Glück war es Ruffy. Er hatte immer eine besondere Art, sich zu einer Seite zu rollen mit dem Hintern nach oben gestellt, in der Hoffnung an dieser empfindlichen Stelle gekrault zu werden. Als er die Pose einnahm, war Dieterich absolut sicher, dass es sich um Ruffy handelte. Deutsche Touristen fanden ihn mehrere Kilometer entfernt. Wir hatten leider keine Möglichkeit, ihnen unsere Dankbarkeit auszusprechen. Nach diesem traumatischen Erlebnis hatte Ruffy eine riesige Angst bei Feuerwerk und Gewitter für den Rest seines Lebens.

 

 

Aus diesen Ängsten wurde ein neues, von uns drei beliebtes Reiseziel gefunden. Am 27. Dezember, wenn der Feuerwerkverkauf anfing, fing für Ruffy und uns eine grausame Woche an. Durch den Krach, der tagelang anhielt, konnten wir ihn kaum dazu bewegen, Gassi zu gehen. Natürlich war Sylvester am Schlimmsten, überhaupt ein Albtraum für die meisten Tiere. Ruffy war eine ganze Woche durch den Wind, was uns sehr störte. Wir gaben ihm sogar Beruhigungsmittel, die kein einziges bisschen halfen. Wir waren so dankbar, als eine Freundin vorschlug, die Zeit zwischen den Jahren in Norddeutschland zu verbringen, wo teilweise Feuerwerk wegen den zahlreichen Strohdächern verboten ist, weil sie eine riesige Brandgefahr darstellen. Wir fanden eine Ferienwohnung an der Nordsee auf der Hallig Langeness. Acht Jahre lang fuhren wir am 26. Dezember dahin, um fast zwei Wochen dort zu verbringen. Diese Urlaube waren in sich unvergessliche Erlebnisse, worüber ich nächste Woche schreiben werde. Wir drei profitierten sehr von diesen Auszeiten und es schafften, aus etwas Negativem etwas Positives zu machen. Ruffys Abscheu vor Feuerwerk, die wir auch nicht vermissten, schenkte uns acht wunderbare Urlaube.

 

Ruffy auf Langeneß - in Langeness
Ruffy auf Langeneß - in Langeness
Ruffy auf Langeneß - in Langeness
Ruffy auf Langeneß - in Langeness

 

Hunde spüren sofort, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Vor mehreren Jahren machten wir eine Bootsreise auf den Kanälen in Südfrankreich mit meinem Vater, meiner Schwester Donna und ihrem Mann Dave. Ruffy zeigte genau, wie sensibel er war. Eines Tages, während wir ablegen wollte, fing mein Vater, der das Boot steuerte, aus einem unerklärlichen Grund an wegzufahren, während Dieterich und Dave noch am Land waren. Dieterich konnte gerade noch aufs Boot springen, aber Dave nicht. Weil mein Vater weiterfuhr, versuchte Dave Dieterich das Seil zuzuwerfen, eine Handlung, die sich als extrem ungünstig erwies. Das Tau fiel ins Wasser und wickelte sich um die Schraube, die sich sehr schnell nicht mehr drehen konnte. Der Motor ging nicht mehr und das Boot war sehr schwer zu manövrieren. Man kann sich sicherlich vorstellen, wie angespannt wir alle waren. Mit viel Mühe schafften wir es, Dave wieder an Bord zu holen, aber ein noch größeres Problem musste gelöst werden. Das geschmolzene und sehr hartgewordene Nylonseil musste von der Schraube entfernt werden, was über zwei Stunden dauerte, indem Dave und Dieterich abwechselnd mit einem Brotmesser das Seil um die Schraube durchschnitten. Normalerweise wenn das Boot langsam genug wurde, wollte Ruffy sofort ins Wasser springen. Während dieses ganzen Geschehens verkroch er sich in eine Ecke und bewegte sich überhaupt nicht, bis die Krise vorbei war – eine sehr kluge Entscheidung.

 

 

Wir haben so viele bewegende Erinnerungen an Ruffy. Obwohl er über sieben Jahre nicht mehr bei uns ist, vermissen wir ihn immer noch sehr. Einer der schlimmsten Tage meines Lebens war der, an dem wir ihn einschläfern lassen mussten. Obwohl ich wusste, dass es das Beste für ihn war, dass er nicht leiden müsste, werde ich nie komplett davon hinwegkommen. Wir sind für die vielen wunderbaren Jahre, die wir mit ihm teilen durften, ewig dankbar. Obwohl er physisch nicht mehr hier ist, bleibt er uns für immer im Herzen. 

 

 

Nach Ruffys Tod schickten gute Freude uns eine Beileidskarte mit einem völlig zutreffenden Spruch, womit ich diese Hommage an unseren geliebten Ruffy zu Ende bringen möchte. Diejenigen, die einen solchen Hund hatten, werden es auf jeden Fall nachempfinden können.

 

„Ein guter Hund stirbt nie, er bleibt für immer. Er geht neben dir an kühlen Herbsttagen, sein Kopf noch in Reichweite, wie er es immer machte.“ (A good dog never dies, he always stays. He walks beside you on crisp autumn days, his head is within reach in his old way. - Mary Carolyn Davies)

 


 

9. Juni 2021: "Die Lichtseite des Lebens finden" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: June 10, 2021 - "Finding the Brighter Side of Life"

 

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Am letzten Wochenende haben wir mit meiner Familie in den USA gezoomt. Sie haben betont, wie besorgt und verängstigt sie durch die momentane Lage geworden sind: Tägliche Schießereien, Rassismus, Aggression, eine gefährdete Umwelt, bewusstes Lügen, Respektlosigkeit, eine offensichtliche Strategie, die Demokratie niederzureißen, usw. 

 

Seit mehreren Jahrzehnten ist das amerikanische Ethos, womit ich groß geworden bin, allmählich aber stetig angegriffen worden und zerfällt direkt vor unseren Augen. “Freedom of Speech - Meinungsfreiheit“ hat irgendwie inzwischen die Bedeutung erhalten, dass man jederzeit alles sagen darf, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Schamloses Lügen ist nun ein alltägliches Phänomen, weil es als ein Ausdruck dieser sogenannten Freiheit angesehen wird. Der vorherige Präsident brachte entwürdigendes, verletzendes Benehmen an die Tagesordnung und viel zu viele Leute scheinen seine Art nachahmenswert. Bestimmt kennen er und seine Freunde das deutsche Grundgesetz nicht, dessen erster Artikel lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, etwas, was in der amerikanischen Verfassung leider fehlt. 

 

Die allgemeine Stimmung in den Staaten ist zurzeit alles andere als hoffnungsvoll und ich frage mich ständig, wie es so weit kommen konnte. Ich weigere mich, zu glauben, dass die Mehrheit der Amerikaner gemein oder böse ist. Aber wenn man nicht aktiv nach guten Nachrichten schaut, kann man sehr schnell dieser Meinung werden. Es ist extrem wichtig, nie zu vergessen, dass es unzählige herzensgute Menschen und zahlreiche erfreuliche Geschichten in den USA gibt, die aber nicht in den Nachrichten erwähnt werden. 

 

2011 und 2012 schrieb ich eine Art Email-Blog, die ich „Positivity“ nannte, mit 26 inspirierenden Geschichten. Vielleicht ist es an der Zeit, diese Aktion wieder zu beleben. Ohne meine Augen vor der oft erschütternden Realität zu verschließen, möchte ich mich mehr auf positivere, erhebendere Meldungen konzentrieren. Wenn man „Good News“ (Gute Nachrichten“ googelt, gibt es angeblich über 24.600.000 Einträge zu diesem Thema. Ich habe vor, weniger Nachrichten zu konsumieren und mehr Zeit mit diesen aufbauenden, ermutigenden Reportagen zu verbringen.  

 

„Gute Nachrichten“ Websites sind nicht ausschließlich ein amerikanisches Phänomen. Man findet eine ganze Menge aus aller Welt. Ich habe ein paar entdeckt, die ich öfters anschauen werde. Auf einem stand als Überschrift: „7 von 10 Amerikaner sagen, dass sie wegen des Jahres 2020 rücksichtsvoller geworden sind“. Das geht runter wie Öl und ist das krasse Gegenteil von den negativen Meldungen, womit man regelrecht bombardiert wird. 

 

Die Webseite https://goodnews.eu hat als Motto: „Die tägliche Dosis Optimismus“.  Alleine die Überschriften zu lesen macht einem fast benommen: „Gute Nachrichten zum Thema Bienen, Banken investieren erstmals mehrheitlich in grüne Energie, Sonnencreme aus Blütenpollen, neuer Bluttest verbessert Krebsdiagnostik bei Kindern“

 

Ich kann kaum warten, alle Artikel zu lesen. Mit meinem Blog möchte ich dazu aufrufen, an meiner neuen „Good News Challenge“ teilzunehmen. Macht eure Fernseher öfters aus! Bestellt einige Newsfeeds ab! Reduziert die Menge täglicher Nachrichten! Schaut aktiv nach dem Schöneren im Leben! Ihr werdet reichlich belohnt.

 

 


 

2. Juni 2021: "Dagmar Abresch - Flowerpounding und Eco-Print)
Click here for the English version: June 2, 2021 - "Dagmar Abresch - Flowerpounding and Eco-Print"

 

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1965 in Nordhessen geboren, verheiratet mit einer erwachsenen Tochter

Berufliches:  Beamtin (teilzeitbeschäftigt); zertifizierte Natur – und Wildpflanzenpädagogin; Resilienz - Trainerin; Co-Autorin: Magazin - Holunderelfe

Webauftritt: http://www.waldschwester.de

Instragram:  #Waldschwester

 

Mein Anliegen und wie die Kunst zu mir kam ... 

Wiedergefunden habe ich meine Liebe zur Natur durch unsere Hündin, sie kam als geretteter Straßenhund aus Spanien im August 2012 zu uns – völlig verängstigt und mit nichts als Misstrauen im Blick... beim Spazieren gehen und Durchstreifen von Wiese und Wald habe ich die Natur neu entdeckt und mich dann erinnert ... an früher, an Nachmittage draußen die nicht endeten. Zusammen mit anderen Kindern oder auch alleine spielend, selbstvergessen aus Matsch Brote formen und mit Stöckchen und weichem Gras und Moos kleine Hütten bauen und Bettchen für imaginäre Elfen und Zwergenfamilien.

Aus Halmen haben wir Bänder geflochten und damit Blumensträuße und Kränze gebunden, Wiesen weiß von Margariten habe ich noch als Bild im Kopf und Äpfel haben wir gegessen von August bis in den November – Anfangs unreif, grün und sauer und später weich und süß. Brombeeren färbten kleine Hände und manchen Pulli. In einer Hecke mit Flieder, Weißdorn und Hasel war unser Basislager. Hier waren wir sicher und nichts und niemand konnte uns was anhaben – aufgehoben, der Welt um uns entrückt .. wir hatten es behaglich und gemütlich .. alles war irgendwie heil und gut. 

Alle diese Gefühle und Eindrücke hatte ich lange vergessen und ich konnte es fast nicht glauben, dass so viel gute Erinnerung Stück um Stück zurückkehrte. Ich wollte nun mehr „wissen“ und lernen von dem, was mich schon als Kind in den Bann zog und glücklich macht. 

 

In der Natur- und Kräuterschule Lumdatal habe ich dazu in den letzten Jahren einige Weiterbildungen besucht und nun möchte ich selbst andere Menschen teilhaben lassen an dem, was mir so gut tut..., ich möchte Wissen über die Natur vermitteln, Techniken anleiten, Inspiration geben und Raum lassen, ... um zur Ruhe zu kommen und Abstand zu gewinnen .... um die eigene Kreativität wieder zu entdecken, neue Ideen zu entwickeln und Freude am Erschaffen und Entstehen schenken.

 

Durch die Beschäftigung mit den Themen Kunst und Natur habe ich die hierzulande noch relativ unbekannten Methoden "Eco-Print" und "Flowerpounding" für mich entdeckt ...  es hat mich quasi "vom ersten Augenblick" verzaubert und nun kann ich nicht mehr lassen vom "Printen" und vom "Hämmern" - aber sehen sie selbst .... 

 

Eco-Print

Bei der Methode Eco- Print werden gebeizte Naturstoffe mit dafür geeigneten Blüten, Blättern oder anderen frischen oder getrockneten Pflanzenteilen zunächst belegt. Das so vorbereitete Werkstück wird gefaltet oder gerollt und fest verschnürt. Das Stoffpäckchen wird nun ca. 2 Stunden in heißem Wasserdampf bedampft. Durch dieses Verfahren lösen sich Pflanzenfarbe und kleinste Faserteilchen und und verbinden sich mit dem gebeizten Stoff dauerhaft. Die so "geprinteten" Stoffe haben detaillierten Abdrucke der aufgelegten Blüten und Blätter und zusammen mit den gelösten Pflanzenfarben ergeben sich wundervolle Muster und Bilder mit einer fragil wirkenden Struktur und zauberhaften Farbverläufen. 

Es gibt zahllose Weiterverarbeitungsmöglichkeiten für die angefertigten Werkstücke, egal ob für Decken, Kissen oder Beutel, Bienenwachstücher oder zum Nähen von Kleidung - und jedes Stück ein Unikat. Möglich ist auch, neue oder gebrauchte helle Kleidung ohne ausgeprägtes Muster aus Baumwolle oder Mischgewebe, Leinen, Seide oder Wolle so zu "veredeln" - das Ergebnis wird auf jeden Fall ein "Hingucker".

 

Flowerpounding 

 

Das „Flower Pounding“– ist denkbar einfach und man fragt sich fast, warum man nicht selbst schon beim Basteln und Werkeln mit natürlichen Materialen mal auf diese Idee gekommen ist. Gelegentlich wird die Methode auch als „Hammered Flowers“ vorgestellt – die Begriffe bezeichnen alle das gleiche Verfahren: mit ein wenig Geschick und Übung werden Blüten, Blätter, Stängel oder andere Pflanzenteile (z.B. ein feines Wurzelgeflecht) auf Papier oder Stoff arrangiert. Vorsichtig kommt dann der Hammer zum Einsatz. Die Flüssigkeiten aus Blüten und Blättern werden behutsam heraus „geklopft“ und auf’s Papier oder den Stoff „gebracht“. Es entsteht Kunst: Pflanzenkunst. Ich selbst bin verliebt in die samtig-detailgenauen Abdrucke von Stiefmütterchen und Hornveilchen. Viele Blüten und Pflanzenteile schenken bunte und intensive Drucke - allerdings braucht es ein wenig Erfahrung und viel Zeit zum Probieren, nicht alle Blüten lassen sich gleich gut verarbeiten - denn, wie im richtigen Leben: "nicht alles, was schön aussieht besteht den "Härtetest".

 

Hier ist eine kleine Auswahl an Bilder. Dagmars Arbeiten werden über die nächsten Monaten bei der European Domestic Art Challenge präsentiert.

 

 

 


 

26. Mai 2021: "Gesangsunterricht – Lektionen für’s Leben" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: May 26, 2021 - "Voice Lessons – Life Lessons"

 

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Als Gesangslehrerin möchte ich etwas über meine Arbeit und ihre Bedeutung für mich mitteilen.

 

Gesang unterrichten ist mehr, als eine gute Gesangstechnik zu vermitteln. Sehr oft kann das Lernziel, wirklich gut zu singen, zu lebensverändernden Auswirkungen führen, indem ein Schüler/eine Schülerin neue Perspektiven für sich selbst entwickeln kann. 

 

Über die Jahre habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Leute ein falsches Bild vom Singen haben, insbesondere über ihr eigenes Singen. Ich weiß es, weil ich früher selbst zu dieser Gruppe gehörte. So gut wie jede Person könnte ziemlich gut singen, es hängt viel davon ab, ob man eine gute Anleitung erhält oder nicht. Einige sind von Natur aus talentiert, was sich aber in manchen Fällen eher als ein Hindernis als ein Vorteil herausstellen kann. Solche Personen tendieren dazu, sich auf ihr Talent zu verlassen und nicht daran zu arbeiten, den ganzen Körper richtig einzusetzen. Wenn man auf Dauer ohne eine gute Technik singt, entsteht irgendwann eine Stimmkrise, die nur mit viel Geduld und Hingabe des Sängers sowie einer kompetenten Unterstützung wieder in den Griff zu bekommen ist. Es ist schwierig aber nicht unmöglich, sich schlechte Gewohnheiten abzugewöhnen. 

 

Wenn ich mit einem neuen Schüler arbeite, sage ich immer, dass Gesang zu unterrichten keine einfache Aufgabe ist, weil das Meiste, was man vermitteln muss, weder gesehen noch angetastet werden kann. Es ist eine Herausforderung, die verschiedenen Aspekte des Singens so zu beschreiben, dass der Schüler etwas damit anfangen kann. Gleichfalls betone ich, ist es nicht gerade leicht, Gesangsunterricht zu nehmen. Es ist, als ob der Lehrer eine Fremdsprache spricht, wofür man viel Zeit braucht, diese zu verstehen. Um gesund und gekonnt zu singen, muss man ein Ganzkörpergefühl erarbeiten, bis man eine Vorstellung davon hat und in der Lage ist, diese Empfindungen in Worte zu fassen. 

 

Es ist von enormer Wichtigkeit, dass die Schüler verstehen, dass die eigene Stimme manchmal gut oder nicht so gut klingen wird, während sie versuchen, Stimme und Körper unter Kontrolle zu bekommen. Dies ist ein Teil des Lernprozesses und kein Grund sich zu schämen. Manche Übungen klingen wirklich furchtbar. Zusätzlich ist es essentiell zu wissen, dass es keine blöden Fragen gibt. 

 

Immer wieder erkläre ich, dass Singen aus zwei Facetten besteht: Sport (Körperbeherrschung von Kopf bis Fuß) und Kunst (Interpretation – ein komplexes Thema für sich). Stimmbildung konzentriert sich eher auf die Körperbeherrschung, während Gesangunterricht diesen sportlichen Teil mit dem Lernen der Interpretation kombiniert.

 

Die meisten Schüler möchten sofortige Erfolgserlebnisse, ohne dafür besonders viel machen zu müssen. Das ist die Natur des Menschen. Um für mehrere Jahre wirklich gut singen und die Stimme gesund erhalten zu können, muss man reichlich daran arbeiten, ob man vorhat, professionell zu singen oder nicht. Leider ist es keine Garantie, dass man dann in hohem Alter noch gut singen kann, weil der normale Alterungsprozess, worüber eine Person kaum Kontrolle hat, große körperliche Veränderungen mit sich bringen kann. 

Eine gute Gesangstechnik erscheint nicht über Nacht. Das zu erreichen, fordert viel Engagement und Entschlossenheit. Niemand wacht morgens auf und kann plötzlich als ein Profisportler arbeiten oder eine Fremdsprache fließend sprechen. Warum sollte es beim korrekten und hervorragenden Singen anders sein? Nachdem man ein fortgeschrittenes Niveau erreicht hat, muss dieses ständig weiter trainiert werden. Ein ernsthafter Sänger muss der Stimme viel Arbeit und Vorsorge widmen, ohne zu übertreiben.  

 

Es gibt viele Faktoren, die eine große Rolle beim Singen spielen, die man verstehen und danach handeln muss. Einige gleich wichtige sind: gute Körperhaltung, einwandfreies Einatmen, flexibles aber dennoch gezieltes Ausatmen, optimale Nutzung allen Muskeln im Körper, gute Aussprache sowie das Gefühl, das der Klang mühelos zum Publikum hinausdarf und natürlich auch die Interpretation. 

 

Egal, an welchem Aspekt des Gesangs gearbeitet wird, es ist extrem wichtig, immer vor Augen zu haben, dass alle miteinander verknüpft sind. Ich beschreibe Singen zu lernen wie ein Puzzle: Jedes Puzzleteil muss erkannt und verstanden werden, und danach langsam aber sicher mit den anderen zusammengefügt werden, um sich ein komplettes Bild machen zu können. Äußerst wichtig ist es, einen Mittelweg beim Üben zu finden. Wie auch sonst im Leben, wird ein Zuviel oder ein Zuwenig von Irgendetwas langfristig Probleme ergeben. 

 

Als Gesangslehrerin empfinde ich es als ein Privileg, meine Schüler bei ihrer “Entfaltung” als Sänger und Mensch begleiten und diese Entwicklung mit erleben zu dürfen. Es gibt nichts Erfüllenderes als jemanden zu helfen, sich selbst kennenzulernen und sein eigenes Potential, sowohl körperlich wie mental, wahrzunehmen.

 

 


19. Mai 2021: "Die wahre Freuden des Lebens" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: May 19, 2021 - "The True Pleasures In Life"

 

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Zurzeit lese ich ein Buch des französischen Autors Christian Signol, der aus der Quercy-Region in Südfrankreich stammt. Er hat zahlreiche Romane und Sachliteratur über diese Gegend geschrieben. „Les Vrais Bonheurs“ (Das Wahre Glück des Lebens) ist etwas für die Seele. Signol beschreibt natürliche Ereignisse und Dinge, die die meisten Menschen kaum noch wahrnehmen: Bäume, das Licht im Winter, Sonnenaufgänge, Schnee, die verschiedenen Gerüche zu jeder Jahreszeit usw. 

 

Ich lese dieses Buch zum dritten Mal und habe darüber nachgedacht, was mir in der Natur so sehr gefällt. Ich glaube, dass man mit dem Älterwerden mehr Sinn für die wunderschönen „Kleinigkeiten“ um uns herum entwickelt. Ich erinnere mich genau, dass ich als Jugendliche es fast lächerlich empfand, als meine Großmutter mit viel Enthusiasmus über einen Kardinal, einem wunderschönen roten Vogel in ihrem Garten sprach. Damals war ich überhaupt nicht in der Lage zu verstehen. Mit den Jahren sind mir die Gründe ihrer Begeisterung immer deutlicher geworden. Inzwischen gibt es jede Menge Wunder der Natur, wofür ich schwärme, darunter viele Vogelarten.

 

Letzten Sonntag hatten wir den ersten sommerähnlichen Tag des Jahres. Dieterich und ich wollten den herrlichen Morgen ausnutzen, um einen kleinen Ausflug zu machen. Es war halb neun und ich hatte gerade etwas ins Auto getan, als ich eines meiner Lieblingsgeräusche hörte – der Schrei der Mauersegler. Jedes Jahr gibt es am Ende unserer Einfahrt ein Mauerseglernest unter dem Dach des Nachbarhauses. Bis jetzt sind es zwei, drei Vögel. Bis die in ein paar Monate wieder wegfliegen, werden es ziemlich viele. Diese Vogelart ist schon faszinierend.

 

Aus Wikipedia:

„Mauersegler sind extrem an ein Leben in der Luft angepasst. Außerhalb der Brutzeit halten sie sich für etwa zehn Monate nahezu ohne Unterbrechung in der Luft auf. Im Hochsommer sind die geselligen Vögel im Luftraum über den Städten mit ihren schrillen Rufen sehr auffällig. Bei ihren Flugmanövern können sie im Sturzflug Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h erreichen“ https://de.wikipedia.org/wiki/Mauersegler

 

Unglaublich! Wir beide sind immer wieder zutiefst gerührt, wenn wir sie vorbeisausen sehen. Sie sind nicht die einzigen Vögel, woran wir eine große Freude finden. Im Frühling ist der Gesang der Amseln für uns ein wahrer Genuss. Weil Amseln morgens sehr früh und ziemlich laut singen, gibt es Leute, die es als störend empfinden. Es gibt für mich nichts Schöneres, als mit dieser Musik geweckt zu werden.

 

In den letzten paar Jahren haben wir ein interessantes, amüsantes Phänomen im Hof. Hinter unserem Haus ist ein großer Walnussbaum, der als Treffpunkt oder Aufenthaltsplatz für vielen Vogelarten dient, darunter die Dohlen mit ihrem rauen Rufton. Es liegen immer alte Nüsse vom Vorjahr im Überfluss rum. Diese bekannten Stibitzer holen sich eine Nuss, fliegen zum Dach unseren Nachbaren, die den Hof mit uns teilen, und hauen mit der Nuss im Schnabel gegen das Dach, in der Hoffnung, sie aufmachen zu können. Sehr oft fallen die Nussschalen zum Boden. Manchmal sind so viele Schalen am Boden, dass man darauf tritt. Es muss öfters im Hof gefegt werden, was uns überhaupt nicht stört.

 

Hoch auf der Liste interessanten Vögeln ist einer, den wir von unserem ehemaligen Sommerhaus an Sebec Lake im Bundesstaat Maine kennen – der „Loon“, oder Seetaucher auf Deutsch. Der Gesang dieser Wasservögel ist zugleich wunderschön und melancholisch, sogar manchmal überwältigend. Vor einigen Jahren hatten wir ein Familientreffen am See und die Loons haben ein Konzert gegeben. Dieser Klang wird sehr gut durch das Wasser verstärkt. Zusammen mit dem Licht vom Vollmond war das ein unvergessliches Erlebnis.

Um den Ruf eines Loons zu hören:

www.youtube.com/watch?v=jdDLAQO7t0E

Ob Spatzen, die bei uns am Haus ein Nest haben und laut zwitschern; die Störche in den Lahnauen, die ein bisschen ungeschickt aussehen beim hochfliegen; elegante Milane oder Bussarde, die lautlos kreisen; Falco der Turmfalke, wie unsere Freundin Manu ihn nennt, der uns beim Spazierengehen zu begleiten scheint; die Tauben, die im Viervierteltakt und mit Synkopen singen; wir empfinden immer ein riesiges Vergnügen, sie alle zu sehen. Jeder schenkt uns seine Anwesenheit zu seiner Jahreszeit. Deswegen ende ich diese Erzählung mit einem für uns besonderen Vogel, dem Kranich. 

 

Zweimal im Jahr werden wir mit dem Durchzug der Kraniche auf deren Wegen beschenkt, nach Russland im Frühjahr, nach Spanien und Nordafrika im Herbst. Im Herbst, mehr als im Frühling, ist der Klang, den man schon lange vorher hört bis man die Vögel sieht, absolut grandios. Tausende fliegen sehr oft direkt über unser Haus. Dieses Jahr im Frühjahr haben sie mehrere Minuten lang in unserer Nähe gekreist, bis sie eine bessere Thermik fanden. Dieterich und ich sind immer bei diesem Spektakel zu Tränen gerührt. Jedes Mal frage ich mich, wie viele Male ich dieses und andere Naturwunder miterleben werde. Ich bin für jeden einzelnen Moment, den mir die Natur schenkt, zutiefst dankbar.

 

Unten klicken, für unser kurzes Video von den Kranichen, als sie über unser Haus flogen.

 

 


12. Mai 2021: "Nana Cap" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: May 12, 2021 - "Nana Cap"

 

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Die Meisten fragen sich bestimmt, was „Nana Cap“ bedeuten soll. Für mich und meine Geschwister, die in der „ursprünglichen“ Familie geboren wurden, waren das zwei bedeutungsvolle, sogar magische Worten. Unsere Eltern heirateten beide einige Male, so dass wir auch mehrere Stief- und Halbgeschwister haben. Die „ursprüngliche“ Familie ist die von unserem Vater Rensforth und unserer Mutter Arlene.

 

Für alle wie ich, die aus dem Nordosten USA kommen, ist Nana ein anderes Wort für Großmutter. Ich habe nie gewusst, dass es etwas anderes in diversen Teilen des Landes bedeutet. In der Golfregion heißt es Patentante und Kindermädchen im Südosten. Man lernt nie aus. 

 

Nana Cap ist ein Spitzname, den wir unserer Großmutter mütterlicherseits, Amy Caporale, gaben. In meinen jungen Jahren verbrachte ich mit meiner älteren Schwester Debbie viele Ferien bei unseren Großeltern in der Hadden Street in Revere, Massachusetts. Unseren Großvater, Jerry Caporale, nannten wir liebevoll „Gigi.“ Alle beide verwöhnten uns nach Strich und Faden.  Wir freuten uns immer riesig, dahin zu fahren. Sie halfen uns auch, einige schwierige Zeiten durchzustehen. 

 

Egal welche Jahreszeit, wir konnten es kaum abwarten bis die Schulferien anfingen. Ich erinnere mich ziemlich gut an ein Weihnachten, aber meine besten Erinnerungen sind überwiegend von den Sommerferien. Es waren so viele kleine Freuden, die, wenn man sie zusammenaddiert, uns durch und durch glücklich machten. Alle meine Geschwister, die in den Ferien bei Nana und Gigi waren, werden dies vom ganzen Herzen bestätigen.

 

Im Sommer kann es in Massachusetts sehr heiß und schwülwarm werden. Damals hatte kaum jemand ein privates Schwimmbad. Wir hatten etwas genauso gutes, einen kreisförmigen Rasensprenger. Wir zogen unsere Badeanzüge an, bauten den Sprenger hinten im Garten auf und rannten durch das Wasser, kreischend und quietschend mit großem Genuss. Revere liegt an der Ostküste. Manchmal sind wir zum Strand gefahren, wo es auch Fahrgeschäfte gab. Das waren unvergessliche Tage!

Mein Großvater arbeitete für die Stadt Revere und brachte uns öfters Eis namens Hoodsies von der Parkbehörde. Es war Vanille- und Schokoladeneis in kleinen Pappbechern und einem mini Holzlöffel. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an das Gefühl der Holzlöffel gegen meine Zähne und Zunge denke. Es gab jede Menge andere Freuden. Papierpuppen waren eines meiner Lieblingsspielzeuge. Ich habe noch immer eine Schwäche für alles, was aus Papier gebastelt werden kann. Ein zusätzlicher Favorit war ein winziges Teeservice aus Plastik, was meine Vorliebe für Miniaturen erklärt.

 

Ich erinnere mich sehr an den Keller bei Nana und Gigi. Debbie und ich spielten öfters dort an heißen Sommertagen. Wir hörten Radio und waren verrückt nach den Beatles. Debbies Lieblingsfarbe war Rot, weil Ringo diese Farbe mochte. Ich war hoffnungslos in Paul verliebt, nicht nur weil er gutaussehend und talentiert war, sondern auch Linkshänder wie ich. Wir übten öfters Tanzen und Singen, um bei einer lokalen Fernsehsendung „Community Auditions“, einem Talentwettbewerb, teilzunehmen. Ab und zu führten wir Nana unsere großen Künste vor. Jedes Mal meinte sie, dass wir nur noch ein bisschen mehr proben müssten, um gut genug zu sein. Irgendwie waren wir nie so weit. Ein riesiger Verlust für diese Sendung! Leider erlebte meine Großmutter nicht, dass ich professionelle Sängerin wurde. 

 

Noch ein Sommerhighlight in der Hadden Street war ein jährliches Straßenfest. Die Nachbarn organisierten verschiedene Aktivitäten und einen Flohmarkt. Welche herrlichen, komplett nutzlosen Schnäppchen wir ergatterten!

 

Unsere Großeltern waren immer für uns da. Einmal im Sommer, in meinem Heimatort Whitinsville, hatte ich einen furchtbaren Ausschlag von giftigem Efeu. Vom Kopf bis Fuß hatte ich einen ständigen, fürchterlichen Juckreiz. Für diejenigen, die nie mit dieser schrecklichen Pflanze zu kämpfen hatten, soll man sich glücklich schätzen. Das Allerschlimmste ist das Jucken zwischen den Fingern und Zehen. Meine Augen waren zugeschwollen. Mein Vater wickelte mich in ein Bettlaken, um mich von der Sonne zu schützen, die aber die Situation verschlimmerte, und brachte mich zu Nana. Eine ganze Woche lang badete sie mich zweimal täglich in Salzwasser, um die Pusteln voll Gift auszutrocknen und rieb mich öfters mit Galmei-Lotion ein. Ich rieche gerade diese pinkfarbene Creme! Nana wurde nie böse auf mich, obwohl ich viel weinte. Sie milderte nicht nur mein Leiden, sondern auch meinen niedergeschlagenen Gemütszustand. Wie erleichtert war ich, als ich erfuhr, dass es kein giftiges Efeu hier in Deutschland gibt.  

 

 

Viele Menschen haben eine solche besondere Person in der Familie. Für Dieterich, seinen Bruder und seine Schwester war es Tante Liesl. Was hätten wir ohne diese wichtigen Familienmitglieder getan? Irgendwann zogen Nana und Gigi nach California, um in der Nähe meiner Mutter zu sein. Damit waren die geliebten Schulferien an der Ostküste vorbei. Trotzdem liegen uns diese unbezahlbaren Erinnerungen am Herzen. Was für ein kostbares Geschenk!

 

 


5. Mai 2021: "Das schizophrenes Land" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: May 5, 2021 - "The Schizophrenic Country"

 

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In jedem Land gibt es Menschen mit unterschiedlichen politischen Meinungen. Es gibt Moderate verschiedener Richtungen und extrem Linke oder extrem Rechte. Man hofft immer, dass die zwei letzten Kategorien eine kleine Minderheit bleiben. Wenn das nicht der Fall ist, dann gibt es noch mehr Probleme als sonst. So ist es seit einer Weile in den USA, das Land wo ich herkomme und wozu ich noch starke Zugehörigkeitsgefühle empfinde, obwohl ich fast 40 Jahre hier in Deutschland lebe.

 

Wenn man die momentane Situation in meinem Heimatland anschaut, muss man sich an den Kopf greifen. So gespalten wie in den letzten fünf Jahren habe ich es in meinem Leben nie erlebt. Auf der einen Seite haben die Republikaner es darauf angelegt, die Demokratie so viel wie möglich auszuhebeln. Deswegen und wegen vielen anderen Gründen, kann man sich riesige Sorgen machen. Auf der anderen Seite, siehe die Regierung Biden. So aktiv war kaum eine wie seine. Wenn ich das sage, heißt das schon etwas, weil ich (immer noch) eine große Bewunderin der Leistungen von Barack Obama bin. Er hat das Land in einer furchtbaren Lage übernommen. Inzwischen erscheinen die Schwierigkeiten, womit er konfrontiert wurde, fast einfach im Vergleich zu denen, die Präsident Biden aufgetischt wurden.

 

Wie man von meinen früheren Beiträgen entnehmen kann, bin ich Mitglied in der demokratischen Partei in den USA. Das bedeutet nicht, dass ich niemals Republikaner wählen würde. Das habe ich bei der Wahl 2018 für den Gouverneur von Massachusetts, meinem Heimatstaat, getan. Charlie Baker ist ein sehr guter Mann und hat meine Stimme erhalten. 

 

Obwohl die Parteiplattform der Demokraten schon seit meiner Jugend mir besser zugesprochen hat, hatte ich trotzdem früher großen Respekt vor vielen republikanischen Politikern. Leider kann ich das nicht mehr behaupten. Diese Partei scheint sich überhaupt nur für ihre reichen Wähler zu interessieren und ihren moralischen Kompass schon längst verloren zu haben. Ich werde nur ein paar Beispiele erläutern.

 

Nachdem der ehemalige Bewohner des Weißen Hauses (dessen Name für mich das schlimmste Schimpfwort aller Zeiten ist und auch hier nur mit *** gekennzeichnet wird) behauptete, dass ihm die Wahl in 2020 gestohlen wurde, hat er seine politische Basis aufgehetzt, das Kapitol zu stürmen. Obendrein fühlen sich die Republikaner in den Staaten, in denen sie die Mehrheit haben, dazu ermuntert, das Wählen so schwierig wie nur möglich zu gestalten. Der Staat Georgia zum Beispiel, hat ein neues Gesetz durchgewürgt, so dass die Wahlbedingungen noch schlechter geworden sind. Hier nur ein paar Details: Die Briefwahl wird nur unter äußerst eingeschränkten Voraussetzungen möglich sein; die Anzahl und die Öffnungszeiten der Wahllokale werden stark reduziert (sie sollen nur zwischen 9 und 17 Uhr aufhaben, was für arbeitende Leute ein großes Problem ist); es ist sogar gesetzwidrig, jemanden etwas zu trinken oder zu essen zu geben, wenn sie stundenlang in der Schlange stehen müssen, um endlich wählen zu können. So etwas passiert nicht nur in Georgia. In über 40 Staaten haben oder wollen die Republikaner ähnliche Gesetze verabschieden. Wie man sich vorstellen kann, sind insbesondere die ärmeren Wähler und überwiegend Nicht-Weißen, die meistens für die Demokraten stimmen, das Ziel dieser Restriktionen.

 

Noch ein Paradebeispiel der Verkommenheit dieser Partei ist die Tragödie, die zurzeit in Arizona gespielt wird. Die Republikaner dort, wie auch in manchen anderen Staaten, behaupten noch, dass *** gewonnen hat, obwohl der Gouverneur (Republikaner) am 20. November 2020 die Wahl für fair und gesetzmäßig erklärt hatte. Mit Steuergeldern ist eine Firma namens Cyber Ninjas engagiert worden, eine Nachzählung der über zwei Millionen Originalwahlzettel vom Bezirk Maricopa durchzuführen. Der CEO der Firma ist ein *** Anhänger, der überzeugt ist, dass die Wahl gefälscht wurde. Tolle Voraussetzungen für Gerechtigkeit! Die Firma selbst hat nie eine Wahlnachzählung durchgeführt und ist nicht dafür zertifiziert. Zusätzlich wollte sie, dass ihre Methoden geheim bleiben (ein Rechtsstreit, den sie am 29. April verlor). Das ist aber nicht das Schlimmste. Mehrere Tage lang gab es keine unparteiischen Beobachter dabei und es gibt ein Presseverbot. Eine Journalistin durfte am ersten Tag nur als Beobachterin teilnehmen, aber durfte nichts bei sich haben, weder Handy, noch etwas zum Schreiben. In einer Pause hatte sie draußen ihr Handy holen können und schrieb über die Zustände. Daraufhin wurde ihr das Handy abgenommen. Die Demokraten in Arizona sind vor Gericht gegangen, um die Nachzählung zu verhindern, aber hätten eine Million Dollar dafür bezahlen müssen, der geschätzte Verlust der Firma bei einem Abbruch der Zählung. Der letzte Stand ist, dass offizielle Wahlexperten nach Arizona geschickt werden. Hoffentlich ist es nicht zu spät.

 

Seit einigen Wochen gibt es ein Gesetz in Florida, dass Autofahrer nicht angeklagt werden, wenn sie Demonstranten, die eine Straße blockieren, mit Absicht anfahren, um weiterfahren zu können.

 

Ich könnte weitererzählen, aber ich möchte endlich etwas Positives schreiben. Davon gibt es eine ganze Menge. Präsident Biden hat in seinen ersten 100 Tagen Unglaubliches geleistet. Laut „Associated Press“ hat er von den 61 Versprechungen seiner Wahlkampagne für diesen Zeitraum schon 26 komplett durchgeführt, 33 sind in Arbeit und nur 3 hat er noch nicht in Angriff genommen. Mehr als 100 Millionen Menschen sind voll geimpft und in dem Kampf gegen Covid gibt es endlich ein Licht am Ende des Tunnels. Er konnte ein Hilfsprogramm für Abermillionen Menschen unterzeichnen. Er und seine Administration arbeiten ununterbrochen, um andere riesige Herausforderungen in den Griff zu bekommen: Immigration, Gerechtigkeit für Nicht-Weiße und Menschen verschiedener sexuellen Orientierungen, Wirtschaft, Umwelt, Gesundheitsreform, Polizeireform, Waffenreform, Infrastruktur, mehr Arbeitsplätze. Wer seine Rede am 28. April gesehen hat, muss staunen, wie viele hochkomplizierte Themen er anpackt, mit einer Bestimmtheit und dennoch mit viel Herz und Verstand. Natürlich wird er es nicht schaffen, alle diese Pläne völlig umzusetzen, aber viele Amerikaner wissen, dass er alles in seiner Macht dafür tun wird. Viele seiner Ziele sind sehr populär, eine Verärgerung für die Republikaner, die anscheinend keinen Plan haben, die gigantische Notlage im Land anzugehen. Zum ersten Mal seit über fünf Jahren hat man das Gefühl, dass es in den USA langsam aber sicher vorwärts und aufwärts geht.

 

Für unzählige Menschen, nicht nur in den USA, ist es ein Segen, keine täglichen Katastrophen aus Washington, vor allem aus dem Weißen Haus, zu befürchten. Auch sehr ermutigend ist es, dass das Ansehen der USA in der Welt wieder am Steigen ist. 

 

Es ist kaum zu fassen, dass das, was man hier liest, im selben Land zur selben Zeit passiert. Auf so vielen Ebenen ist die Situation völlig außer Kontrolle geraten, dass es für mich nicht übertrieben ist, die USA als schizophren zu bezeichnen. Mein sehnlichster Wunsch ist, dass viele Menschen, auch Konservative, Bidens Herangehensweise befürworten werden, und dass es bis zum Jahresende eine echte Veränderung in der Grundhaltung der Amerikaner geben wird. Ich bin überzeugt, dass Präsident Biden alles Menschenmögliche dafür tun wird.

 

 


 

28. April 2021: "Torre dei Donati oder Nichts!" (Barbara Yeo-Emde)
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Letzte Woche erzählte ich, dass wir vor ein paar Jahren eine Wohnung in einem mittelalterlichen Turm mitten in Florenz für eine Woche mieten durften. Wenn ich nach einer Übernachtungsmöglichkeit im Internet suche, kann es Tage dauern, bis ich zufrieden bin. Ich gebe nicht auf. Hartnäckig, pingelig, anspruchsvoll, kritisch. Das bin ich alles. Aber auch geduldig, wenn es sein muss.

 

Als ich die Anzeige für die Wohnung im Turm das erste Mal sah, dachte ich, dass ich träume. Sie sah fantastisch aus. Könnte es sein, dass die Bilder nicht die Wirklichkeit entsprechen? Die Miete war nicht gerade wenig, aber ich wollte es riskieren. Ich bekam das grüne Licht von meiner Schwester Donna und meinem Schwager Dave, die die Woche mit uns dort verbringen würden. 

Vor der Abfahrt nach Italien hatte ich ein paar Mal Kontakt per Email mit dem Besitzer, Lorenzo. Er schien ganz nett zu sein. Er meinte, dass ich ihn einige Tage vor unserer Ankunft in Florenz wieder kontaktieren sollte. Wir waren schon in der Toskana. Womit ich nicht rechnete war, dass wir keine gescheite Internetverbindung haben würden. Ich hatte auch keine Telefonnummer oder Adresse vom Besitzer.

 

Ich dachte, dass ich genau wusste, wo der Turm sich befindet, aber hatte keine Adresse. Wir sind von Casole d’Elsa losgefahren mit einer fixen Idee des Standortes. Aber wie man sich von meinem letzten Satz vorstellen kann, kam es ganz anders.

 

In meiner Vorbereitung für die Fahrt zum Turm, fand ich ihn neben dem Hotel Brunelleschi, mitten in der Altstadt. Ich erinnerte mich, dass der Besitzer sagte, dass man mit dem Auto ziemlich direkt hinfahren konnte. So, auf ging’s! Es war ein Samstagnachmittag im September. 

 

Die Altstadt, eine Fußgängerzone, war rappelvoll mit Menschen. Als ich fuhr, dachte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte aber wusste nicht, wie ich wieder daraus komme. Ich wurde schon von den Fußgängern auf typische theatralische italienische Art beschimpft. Es gab eigentlich keinen Platz für ein Auto. Bis wir endlich Hotel Brunelleschi und die Torre dei Donati erreichten, war ich mit den Nerven fast am Ende. Das Auto war vollgeladen und wir entschieden, dass Donna und Dave am Turm mit dem Berg vom Gepäck auf uns warten sollten, bis Dieterich und ich einen Parkplatz finden konnten. 

Als nächste Herausforderung kam die Suche nach einem Weg aus der Fußgängerzone. Den Tränen ganz nah, bin ich mit Schritttempo durch die Mengen geirrt. Egal wo ich hinfuhr, entweder gab es Einbahnstraßen oder Pfosten, die die Weiterfahrt versperrten. Florenz besteht aus lauter Einbahnstraßen. Ich weiß nicht, wie lange wir rumgefahren sind. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor.

 

Ich fuhr sogar über die Piazza della Repubblica (Platz der Republik) – ein absolutes Verbot. Auch hier kam ich nicht weiter und ließ endlich die Tränen fließen. 

 

Weil ich nicht mehr in der Lage war, das Auto zu fahren, hat Dieterich glücklicherweise übernommen. Innerhalb ein paar Minuten fand er eine Straße, auf der wir weiterkamen. Wo war diese Straße als ich gefahren bin?!?! Plötzlich sahen wir ein Parkhaus. Nichts wie rein. Als wir warteten, lasen wir ein Schild: „Wenn Sie bis hierher mit dem Auto gekommen sind, sind Sie garantiert illegal gefahren. Wenn Sie hier parken, bekommen Sie keinen Strafzettel.“ (Es gibt nämlich Überwachungskameras überall in der Fußgängerzone, um genau illegale Autofahrer wie ich zu erwischen). Wie für uns gemacht!

 

Damit, so hofften wir, war dieses Problem erstmal erledigt. Jetzt zurück zum Turm. Arme Donna und Dave. Sie warteten ziemlich lange auf uns und hatten auch einige interessanten Erfahrungen gemacht. Wie das so ist in alten mittelalterlichen Städten, sind alle Gebäude ziemlich eng zusammengebaut. Florenz war keine Ausnahme. Es war auch nicht einfach einen riesigen Haufen, bestehend aus mehreren Koffern, Faltboxen mit Essen, Kopfkissen, diversen Taschen und Rücksäcke zu übersehen. 

 

Einer vom Hotel ging auf die beiden zu und fragte, ob sie eine Reservierung im Hotel hätten. „Nein, nein. Wir haben in diesem Turm eine Wohnung gemietet.“ „Das ist unmöglich. Dieser Turm ist seit mindestens zwanzig Jahre nicht mehr bewohnt.“ Beim näheren Hinschauen, konnte man deutlich sehen, dass genau das stimmte. Das Gebäude sah sehr mitgenommen aus. Der Hotelmitarbeiter war sehr behilflich und bot sogar Wasser an. Wenn Dieterich und ich zurück waren, sollten wir ins Hotel kommen. 

 

Man kann sich schon vorstellen, wie mir zumute war, als ich das Ganze hörte. Als ich ins Hotel ging, wurde mir vom Empfangschef behutsam geholfen. Er merkte, dass ich nah vor einem Nervenzusammenbruch stand. Er gab mir den Internetcode vom Hotel, so dass ich nachschauen konnte, ob ich inzwischen eine Email vom Wohnungsbesitzer erhalten hatte. Eureka! Er schickte seine private Adresse, wo ich hingehen sollte. Ich schrieb zurück, dass wir im Hotel waren und würde zu ihm kommen. 

 

Die Hausnummerierung in der Florenzer Altstadt ist ziemlich speziell. Den Gebäuden werden Farben zugeordnet, je nachdem welche Art Gebäude sie sind. Das heißt, dass es zwei Bauwerke mit der gleichen Nummer geben kann. Irgendwie fand ich doch das Wohnhaus. Dort erfuhr ich, dass Lorenzo sich entschlossen hatte, zum Hotel zu gehen. Wir liefen bestimmt direkt aneinander vorbei. Seine Frau lud mich ins Haus ein, ein unglaubliches Privileg. Das Haus ist schon seit Jahrhunderten in der Familie. Während ich auf weitere Information wartete, durfte ich ein hoch interessantes Gespräch mit der Frau und ihrer besten Freundin führen. Irgendwann rief Lorenzo an. Er hat ein Taxi für unseren ganzen Kram bestellt. Donna und Dave sollten mitfahren und er und Dieterich würden zu Fuß gehen. 

 

Es gibt zwei Torre dei Donati in Florenz!!! Die Donati Familie war eine der reichsten und mächtigsten im mittelalterlichen Florenz. Nicht weit von Lorenzos Haus befindet sich DER Turm. Nun mussten wir nur alles nach oben in den dritten Stock ohne Aufzug schaffen. Angesicht der unglaublichen Menge an Zeug, hat Lorenzo sofort mit angepackt. Wie schon geschrieben, jede Treppe lohnt sich. Wir verbrachten eine unvergessliche Woche in Florenz und „unserem“ Turm. Monatelang hatten wir noch große Bedenken, ob ein enormer Strafzettel aus Florenz noch kommen würde. Die Behörden haben ca. ein Jahr Zeit, einen Strafzettel auszustellen. Aber wie vom Parkhaus versprochen, er wurde uns erspart und ich durfte meinen Führerschein behalten.

Danke an meinem Schwager Dave, der mehrere diese Fotos gemacht hat.

 

 


21. April 2021: "Lieblings Plätze" (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: April 21, 2021 - My Favorite Places

 

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Seit fast vierzig Jahren lebe ich in Deutschland. Ich habe das Glück gehabt, öfters hier in Europa zu reisen, mehr als in meinem Heimat USA. Dort war ich in einigen Staaten im Osten und in Kalifornien im Westen. In Europa habe ich schon viel von Deutschland erkundet. Meine Lieblingsreiseziele sind Frankreich und Italien. Als ich mein KuKuK-Interview schrieb, habe ich lange darüber nachgedacht, welcher Ort mein Lieblingsort ist. Meine Antwort damals lautete Wettenberg, Paris, Sebec Lake im Staat Maine, Toskana, Dordogne, Bretagne. In allen diesen Orten habe ich das Gefühl, einen Teil meiner Seele gelassen zu haben. Aber warum, fragte ich mich.

 

Ich fange mit Sebec Lake an, einem See, der sich mitten im Staat Maine befindet und für amerikanischen Verhältnisse nicht besonders groß ist. Als ich ca. 12 Jahre alt war, haben meine Großeltern väterlicher Seite ein Sommerhaus an diesem See gekauft. Für meine Großmutter war das eine Rückkehr nach Bowerbank, wo sie als junge Frau Lehrerin in einer einklassigen Schule war. Das Sommerhaus, oder liebevoll von der Familie „The Camp“ genannt, steht am nördlichen Ufer des mittleren Teils des Sees, mit einem wunderschönen Blick gegen Westen. 

 

Dort habe ich mehrere Sommerferien verbracht (ca. zweieinhalb Monate jeden Sommer). Später wurden einige Familienfeste dort gefeiert. Nach meinem Umzug nach Deutschland, beinhalteten die Reisen in die Heimat fast immer einen Besuch im „Wilderness Aloha“ – der Name des Camps. Nach meiner Heirat mit Dieterich waren wir öfters dort. Dieterich sagte immer, am See wäre es beinahe wie im Paradies, nur wenn es keine stechenden Insekten gäbe. Dieterich hat mehrere Bilder mit dem Motiv Sebec Lake gemalt, wovon ich ein paar hier zeige. Leider ist das Camp seit einigen Jahren nicht mehr im Familienbesitz.

 

 

Schon als Kind wollte ich unbedingt nach Frankreich, insbesondere nach Paris. Ich hatte Bilder, Poster und Puzzles mit dem Thema immer ausgesucht. Nach so vielen Jahren hat sich in dieser Hinsicht nichts geändert. 2015 konnte ich einen Traum auf eine kleinere Art und Weise nachholen: Ich belegte für einen Monat einen Sommerkurs an der Sorbonne. Ich bin jeden Morgen vom Marais-Viertel nach Montparnasse gelaufen. Für eine Woche mieteten wir auch ein Hausboot in der Nähe des Eiffelturms. Sagenhaft! 

 

 

Ich bin immer wieder baff, wie abwechslungsreich Frankreich ist. Ich habe noch nicht alles sehen können, was auf meiner Liste steht. Ich habe mein Herz an die Dordogne verloren. Die Märkte alleine sind eine Reise wert, geschweige die vielen Sehenswürdigkeiten. Vor einigen Jahren mieteten wir ein Château in Lalinde für einen Kochkurs. Beim Blick von der Straße, bevor wir ankamen, gefielen mir so sehr die Dächer, die wir über die Mauer erspähen konnten. Ich fühlte mich, als ob ich nach Hause gekommen wäre.

 

 

Vor zwei Jahren war ich zum ersten Mal in der Westbretagne, wo wir „Gamping“ (Camping in Privatgärten) machten. Der Platz ist einmalig. Auch wenn die Sanitäreinrichtung dürftig ist, wollen wir wieder dahin. Letztes Jahr durften wir nicht und leider sieht es mit diesem Juni nicht vielversprechend aus. Dieterich hat mit einem Gemälde den Ausblick festgehalten.

 

 

Italien ist auch ein Land, was vor großartigen Stellen wimmelt. Schon seit über zwanzig Jahren reisen wir so oft wie möglich nach Casole d’Elsa in der Toskana, zu dem Landhaus l’Agresto. Inzwischen sind wir mit den Vermietern gut befreundet. Als mein Vater noch lebte, wollte er immer dahin und dafür gibt es vielen Gründe. Eine meine Lieblingserinnerungen ist von vor ca. drei Jahren. Wir wurden an einem Abend zum Familien-Pizzafest eingeladen. Draußen bei einem fast vollen Mond haben wir die beste Pizza unseres Lebens serviert bekommen. Leider haben wir kein Bild davon.

 

 

Jedes Mal, wenn wir in der Toskana waren, mied ich es, an einem Tagesauflug mit der Gruppe nach Florenz teilzunehmen. Es ist nicht, dass die Stadt mir nicht gefällt. Ganz im Gegenteil. Aber weil es so viel zu sehen gibt, ohne in ein Museum gehen zu müssen, war ich immer überwältigt. So oft sagte ich, dass ich irgendwann eine Wohnung in der Stadtmitte mieten wollte. Eigentlich braucht man Monate, um diese Stadt wirklich zu erkunden. Obwohl ich keine Monate verbringen durfte, 2017 blieben wir eine Woche in einer Traumwohnung in dem „Torre dei Donati“, einem der ältesten mittelalterlichen Türme in der Stadt. (Nächste Woche werde ich über das Abenteuer schreiben, den Turm zu finden.) Um in die Wohnung zu gelangen, muss man ca. hundert Treppen hochklettern, was sich definitiv lohnt. Durch das viele Trepp auf Trepp ab konnten wir uns ohne ein schlechtes Gewissen täglich ein köstliches Eis gönnen. 

 

Die Wohnung ist über drei Etagen verteilt. Obwohl wir schon Bilder von der Wohnung online anschauen konnten, waren wir sprachlos, als der Besitzer uns die Wohnung zeigte. Ich bin in Tränen ausgebrochen, als wir oben vom Wohnzimmer einen atemberaubenden Blick auf den Duomo, den Palazzo Vecchio und noch etliches von der Skyline vor uns hatten.

 

 

In unserer ungarischen Partnerstadt Zsámbék durfte ich einmal bei einem Konzert in der dortigen Kirchenruine singen. Die Stimmung bei Nacht war zauberhaft. Überhaupt bin ich in allen unseren Partnerstädten gerne. Wir haben mehrere Freunde in Zsámbék und Tök. Es gefällt uns immer, wenn wir dort im Ort von den Leuten begrüßt werden. Leider sind unsere guten Freunde, Colette und Jean, aus Sorgues in der Provence seit einigen Jahren verstorben. In unserer neuesten Partnerstadt Grigny in der Nähe von Lyon, wurden wir so herzlich aufgenommen. Hoffentlich dürfen bald die Partnerschaftsbegegnungen wieder stattfinden. Um die ausfallende, traditionelle Partnerschaftsbegegnung über Christi Himmelfahrt hier in Wettenberg zu würdigen, wird es auf der KuKuK-Website eine virtuelle Ausstellung von Kunstwerken aus unseren ungarischen Partnerstädten geben. (Hoffentlich auch aus Sorgues und Grigny.)

 

 

Jetzt zu Deutschland, auch ein Land, mit Vielem anzubieten. Aber eindeutig mein Lieblingsort ist Wettenberg und nicht nur wegen der Burg. Hier konnten Dieterich und ich uns richtig gut integrieren. Wir kennen sehr viele fantastische Menschen, die uns inspirieren, uns im Dorfleben zu engagieren. Wir reisen sehr gerne, aber freuen uns immer, wenn wir bei der Rückreise „unsere“ Burg wiedersehen.

 


 

14. April 2021: Verzauberung der Wörter (Barbara Yeo-Emde)
Click here for the English version: April 15, 2021 - Words' Magic Spell

 

Wie schon mal erwähnt, bevor ich nach Europa kam, lebte ich vier Jahre in Südkalifornien. Viele Leute verstehen nicht, dass es mir dort nicht gefallen hat. Es war mir zu eng. Ich habe die vier Jahreszeiten vermisst. Es war einfach nicht das Richtige für mich. 

 

Ich war Mitte zwanzig und wollte etwas ganz Anderes versuchen. Weil ich Französisch und Spanisch als meine Hauptfächer auf der Uni hatte, entschied ich mich, es mit einem europäischen Abenteuer zu probieren. Ich bereitete mich ungefähr eineinhalb Jahre darauf vor. Ich hatte kaum Geld und musste zumindest genügend sparen, um meine Reise-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten zu decken.

 

Während diese Zeit genoss ich die Planung in vollen Zügen: wie ich günstig reisen und übernachten konnte; wo ich hinwollte (die Wände meines Zimmers waren mit Landkarten und Stadtplänen zugepflastert), was ich mitnehmen sollte.

 

Meine ursprünglichen Ziele waren Großbritannien, Frankreich, Italien und Österreich. Wenn ich noch Zeit und Geld übrighaben sollte, wollte ich auch nach Spanien. Das bedeutete fünf Länder alle mit einer eigenen Sprache. In meinem einzigen Gepäckstück, einem alten Armeerucksack, den mein Bruder Geoff mir gab, war nicht genug Platz auch noch für vier Wörterbücher. Mir kam den Geistesblitz, ein eigenes Wörterbuch in fünf Sprachen zusammenzustellen. Und das lange bevor es überall Computer gab!

 

Bevor ich mit diesem Projekt anfing, war ich richtig fernsehsüchtig und muss zugeben, nicht besonders wählerisch. Dieses Vorhaben faszinierte hat mich dermaßen, dass ich kaum noch für sonst etwas Interesse hatte. Aber wie sollte ich mit diesem riesigen Unterfangen beginnen?

 

Der erste Schritt war viel Papier, Kugelschreiber mit radierbarer Tinte, Tipp-X, kleine Heftmappen mit passendem Papier, Aufkleber, und jeweils ein Wörterbuch für Deutsch und Italienisch, womit ich kaum Erfahrung hatte, zu kaufen. Welche für Französisch und Spanisch hatte ich schon. 

 

Viele Stunden verbrachte ich, englische Wörter aufzuschreiben. Ich nahm ein englisches Wörterbuch und wählte langsam aber sicher die Wörter aus, die ich für nötig hielte. Das alleine gefiel mir sehr gut. Der nächste Schritt war noch besser. Ich schrieb die englischen Wörter so, dass ich Platz nebendran hatte, in den vier anderen Sprachen die passenden Äquivalente dazu einzutragen.

 

Mit jedem Tag war ich mehr in den Bann der Wörter gezogen. Die Schönheit, die Genialität dieser Sprachen überwältigten mich. Es war hoch interessant zu sehen, wie die drei lateinischen Sprachen ihre Muster hatten. Nach einer kurzen Zeit machte ich ein Spiel daraus, nachdem ich ein Wort auf Französisch aufschrieb, zu erraten, wie es auf Spanisch und Italienisch heißen könnte. 

 

Was Deutsch betrifft, war ich verblüfft, wie Wörter zusammengebaut werden konnten. Aussprache, Grammatik, Satzbau fehlten mir alle. Trotzdem, durch dieses Training entwickelte ich ein Gefühl für diese wunderbare Sprache. Ich muss öfters lachen, wenn ich in meinen damaligen Aufzeichnungen manche falschen Begriffe finde, weil ich damals noch nicht die nötigen Sprachkenntnisse hatte. Noch einen Vorteil dieser Wortforschung: ich stellte fest, genau wie sehr die englische Sprache von der deutschen beeinflusst ist – spannend!

 

Ich gestehe. Ich bin ein Freak, was das betrifft. Auch Grammatik macht mir Spaß, was die meisten Leute absolut nicht nachvollziehen können. Das Schönste für mich sind immer die Ausnahmen. Unregelmäßige Verben sind ein Rätsel, das ich nur damit erklären kann, dass es um den Klang geht. Manchmal scheint es überhaupt keinen Sinn zu machen. Am besten muss man diese Abweichungen nicht nur akzeptieren, sondern auch bewundern. Es sind solche Besonderheiten, die eine Sprache lebendig machen. 

 

Es gibt nicht nur ein Wörterbuch in zwei Mappen, je 12x18cm, sondern auch zwei Hefte 10x13 mit Verben systematisch konjugiert. Das Ganze fertigzustellen, dauerte über ein Jahr und hat den Rest meines Lebens geprägt. Ich liebe Wörterbücher. Die Website, die ich am Meisten verwende ist WordReference mit virtuellen Wörterbüchern in vielen Sprachen. Auch wenn ich etwas auf Englisch schreibe, kann es passieren, dass ich eine halbe Stunde lang nach genau dem richtigen Wort suche. Es macht mir einen Riesenspaß. Abartig, ich weiß.

 

Hier sind ein paar Bilder meiner Kreation – alles mit der Hand geschrieben. Obwohl diese Hefte komplett überflüssig geworden sind, kann ich mich nicht davon trennen. Genauso geht es mir mit dem Rucksack. Sie machen mir immer noch eine enorme Freude und haben einen unbezahlbaren sentimentalen Wert. 

 

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7. April 2021: Unser Hessen - Meine zweite Heimat (Barbara Yeo-Emde)

Click here for the English version:  April 7, 2021: Our Hesse - My Second Home (Barbara Yeo-Emde)

 

Dieterich und ich reisen sehr gerne. Frankreich und Italien sind unsere Lieblingsziele, die durch Corona für uns noch unerreichbar sind. Vor einigen Jahren entdeckte ich in Paris mein Interesse für das Fotografieren. Vor dieser Reise hatte ich schon Fotos gemacht aber Bilder von Landschaften, gesamten Panoramen, nichts Besonderes.

 

Eines Tages in Paris fing ich an, nach oben zu schauen und stellte fest, dass ich mein ganzes Leben lang eine große Menge Interessantes verpasst hatte. Schornsteine, Giebel, Statuen, Dächer, Fenster, Malereien und mehr. All dies sah ich schlichtweg nicht. Seit dieser Zeit suche ich interessante Gegenstände, kleine Besonderheiten, die ich versuche, aus einer ungewöhnlichen Perspektive aufzunehmen.

 

Damals in Paris war Notre Dame (lange vor dem Brand) eins meiner Lieblingsmotive. In Florenz verbrachte ich fast zwei Stunden damit, die vielen kleinen Details des Doms aufzunehmen. Es ergab ca. zweihundert Bilder und das nur von der Seite in der Sonne. Der Einfallsreichtum der Marmorarbeiten ist enorm, wie die kleine Bilderauswahl zeigt, die ich hinzufüge. 

 

 

Wenn man wirklich um sich schaut, findet man allerhand viel Kreativität von meist unbekannten Künstlern, sei es aus Stein, Holz oder Anderem (z.B. Mosaik oder gedrehte Kirchtürme, worüber ich am 10. bzw. 17. März schrieb).

 

Um diese Pandemie-Zeit besser durchstehen zu können, machen wir von Zeit zu Zeit einen Ausflug irgendwo hier in Hessen. Wir fahren zu kleineren, bemerkenswerten Orten (wo nicht viele Leute unterwegs sind und mit Einhaltung der Vorschriften, versteht sich) und sehr oft finden wir eine schöne Stelle außerhalb für Nordic Walking. Hessen ist vielseitig und bietet unzählige Sehenswürdigkeiten.

 

Innerhalb von etwa 60 km von Wettenberg gibt es Lich, Alsfeld, Grünberg, Hungen, Wetzlar, Marburg, Bad Nauheim, Friedberg, Limburg, Weilburg und und und. Bis jetzt haben wir die größeren Orte wie Marburg oder Wetzlar gemieden, aber irgendwann, wenn Corona erlaubt, kommen auch sie dran. Wir möchten auch die Spaziergänge in Gießen machen, worüber in dem neuen Buch „Gießen zu Fuß“ geschrieben wurde. (Mit-Autor KuKuK-Mitglied Norbert Schmidt)

 

In den Orten, die wir bis jetzt besuchten, fand ich eine große Menge an möglichen Bildermotiven. Für die diversen virtuellen Ausstellungen auf der KuKuK-Webseite habe ich einige Bilderreihen meiner Fotos unter dem Titel „Life Is In The Little Details“ veröffentlicht. 

 

Die Vielfalt an Holzschnitzereien an Fassaden ist immens, ob menschliche Figuren oder Sonstiges. Was mir auch sehr gefällt, sind die metallenen Formen auf Turm- oder Dachspitzen. Dann gibt es auch Ladenschilder, oft aus Schmiedeeisen, insbesondere die auf Alt gemachten. Auch Türen können sehr kunstvoll gestaltet sein.

 

 

 

Mich interessiert auch die Natur. Letzte Woche waren wir in Grünberg mit seiner wunderschönen Altstadt. Wir hatten vor dem Wegfahren noch nicht gefrühstückt und entschieden uns, unterwegs auf einem Feldweg haltzumachen. Wir wurden belohnt. Als wir hinten im Auto mit der offenen Heckklappe saßen, kamen sechs Rehe auf uns zu. Zwischendurch blieben sie immer wieder stehen. Bevor sie am Auto vorbeigingen, waren sie an einer Stelle höchsten fünfzig Meter von uns entfernt. Wie großartig! 

 

Wir haben das große Glück, Zeit für solche Ausflüge zu haben und viel fotografieren zu können. Es gibt noch einige Orte auf unsere Liste. Wir wissen nicht, wo und wann wir den nächsten Ausflug machen werden, aber ich freue mich schon darauf – in meinem Hessen.

 

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31. März 2021: Wichtige Menschen in meinem Leben (Barbara Yeo-Emde)

Click here for the English version:  March 31, 2021: Important People in My Life (Barbara Yeo-Emde)

 

Seit circa fünf Monaten sind die Einträge mittwochs auf der KuKuK-Website eher meine persönlichen Anekdoten. „Interviews und mehr“ entstand, weil es keine Interviews mehr von den KuKuK-Mitgliedern gab. Weil jeden Mittwoch etwas erscheinen soll, habe ich angefangen, über Sache zu berichten, die mich interessieren. Ich bin jemand, die schwerlich ihre Gefühle verborgen kann und stehe dazu. Hier ist eine Hommage an einige Menschen, die mir geholfen haben, meinen Weg im Leben selber zu finden und gestalten. Ich bin ewig dankbar.

 

In der letzten Zeit habe ich öfters über die Menschen nachgedacht, die mein Leben sehr stark geprägt haben. Ich habe das große Glück, in meinem Leben viele fantastische Menschen kennengelernt zu haben. Überhaupt ist es mir klar, dass ich ein sehr reiches Leben hatte und habe.

 

Ich stamme aus relativ bescheidenen Verhältnissen, aus einem damals kleineren Ort in Massachusetts. Dass ich seit über 39 Jahren in Deutschland lebe, ist immer noch für mich erstaunlich. An manchen Tagen wache ich auf und bin absolut baff, dass ich in einem alten Fachwerkhaus in dem wunderschönen Ort Wettenberg wohne und Deutsch sehr gut spreche.

 

Dies war nicht mein Plan. Ich bin davon überzeugt, dass meine Bildungsmöglichkeiten dazu eine riesige Rolle gespielt haben. In der Schule hatte ich mehrere wunderbare Lehrer, die meine Horizonte dermaßen erweitert hatten. Vor allem waren es drei Lehrerinnen – Nancy Sweeney und Christine Cervizzi, die beide Französisch unterrichteten und Bernice Plante, meine Lateinlehrerin. Es gab auch einen hervorragenden Lehrer für englische Literatur, Ronald DeOrsey. Durch ihren ansteckenden Enthusiasmus und ihre eigene Begeisterungsfähigkeit, machten sie mich wissbegierig.

 

Auf dem College hatte ich zwei Professoren, die mich auch stark beeinflusst hatten, William Dennis für Französisch (mein Hauptfach) und Ken Manzer, ein wunderbarer Mensch und begnadeter Pianist, für Musik (eine meiner anderen Leidenschaften).

 

Es gibt insbesondere zwei Familienmitglieder, die bei meiner Karrierewahl eine sehr große Rolle gespielt hatten. Meine Stiefmutter, Wilma Yeo, war vor ihrer ersten Ehe Geigerin. Sie studierte an einem der renommierten Konservatorien in den USA, das New England Conservatory of Music in Boston. Leider musste sie ihre angehende Karriere beenden, als sie alleinerziehende Mutter wurde, nachdem ihr erster Ehemann starb. Kurz vor meinem zehnten Geburtstag heiratete sie meinen Vater. Von dem Zeitpunkt an waren sie und ich fast unzertrennlich, bis zu ihrem sehr frühen Tod in 1976. Durch sie wurde meine Liebe zur Musik angefacht, die später meine Karriere wurde.

 

Einer von meinen mehreren Brüdern hat mich für Fremdsprachen begeistert. Mein Bruder Jay, der 3 ½ Jahre älter ist als ich, lernte Französisch und Spanisch in der Schule. Er brachte mir seinen Französischunterricht bei, während er und ich nach dem Essen den Abwasch machten. Von dem Zeitpunkt an träumte ich davon, nach Europa zu kommen. Mein Bruder studierte später Spanisch an einer Uni in Puerto Rico und lebte mehrere Jahre in Caracas, Venezuela. Seit zwei Monaten lernen Dieterich und ich mit ihm per Zoom wieder Spanisch. Der Kreis schließt sich.

 

Natürlich haben andere Familienmitglieder ihren Anteil an meiner Entwicklung gehabt. Mein Vater, Rensforth Yeo, war für mich und alle meine Geschwister sehr wichtig. Ich habe zwei Schwestern, Donna und Debbie, mit denen ich über alles reden kann. Donna musste mit 17 Jahren plötzlich die Mutterrolle für mich und vier andere Geschwister übernehmen, weil unsere Mutter nicht mehr bei uns lebte, eine unglaubliche Leistung und gleichzeitig Belastung für jemanden so jung. 

 

Ich muss auch meinen Schwager Dave erwähnen. Ich wohnte fast vier Jahren in Südkalifornien. Mir hat das Leben dort nicht zugesprochen und ich wusste nicht, was ich überhaupt mit meinem Leben anfangen wollte. Es gab einige Monate, währenddessen ich keine Arbeit hatte. Eines Tages sprach er mit mir ganz ernsthaft, dass ich mich zusammenreißen müsste. Dank dieses Gesprächs wurde ich aus einer Antriebslosigkeit wachgerüttelt und daraus wurde die Idee, eine Europareise zu machen, geboren.

 

Hier in Europa habe ich über die Jahre das Privileg gehabt, Hunderte von wunderbaren Menschen aus verschiedenen Ländern kennengelernt zu haben. Alleine hier in Wettenberg sind eine ganze Menge. Nur zu wissen, dass ich diese Leute kenne, hilft mir, wenn mich die vielen schrecklichen Dinge, die überall passieren, überwältigen. 

 

Seit 2008 gibt es zwei andere Menschen, die ich niemals kennengelernt habe, aber trotzdem mich inspirierten, mich mehr in Gemeinde Wettenberg ehrenamtlich zu engagieren – Präsident und First Lady Obama. Es war ein Wunder für mich, dass Präsident Obama überhaupt gewählt wurde und beide bleiben große Vorbilder für mich. In ihren acht Jahren im Weißen Haus sprachen sie immer wieder davon, anderen weitergeben, was man selber an Unterstützung und Hilfe erhalten hat, eine Einstellung, die ich zu Herzen genommen habe. Obwohl sie seit mehr als vier Jahren nicht mehr im Weißen Haus sind, setzen sie sich insbesondere für jungen Menschen ein. Sie spornen mich immer noch an.

 

Last but not least: selbstverständlich ist mein Mann Dieterich oben auf der Liste. Meine Kindheit war nicht gerade einfach. Niemals früher hätte ich es für möglich gehalten, dass ich irgendwann eine so erfüllende, harmonische Ehe führen und einen Mann haben würde, der immer für mich da ist. Das ist das schönste Geschenk, das es im Leben geben kann.  


 

24. März 2021: Eins meiner Lieblingswerke von Dieterich (Barbara Yeo-Emde)

Click here for the English version:  March 24, 2021: One of my favorites of Dieterich’s artwork 

 

Mein Mann ist wirklich vielseitig begabt. Mein Vater hatte ihn immer „Renaissance Man“ genannt, und das ist nicht übertrieben. Er ist in verschiedenen Medien künstlerisch aktiv, kocht hervorragend, ist handwerklich vielseitig, arbeitet im Garten, ist an sehr viel interessiert. Er meinte, ich würde maßlos übertreiben, aber so sehe ich das und bin der Meinung, dass ich es auf der Website so veröffentlichen kann. 

 

Vor mehreren Jahren haben wir einen relativ unbekannten Film mit bekannten Schauspielern entdeckt, der in der Toskana spielt. Harvey Keitel, Claire Forlani, Joshua Jackson und Giancarlo Giannini haben Hauptrollen. John Rhys-Davies hat eine kleine Nebenrolle.  Der Film heißt „Shadows in the Sun“, blöderweise auf Deutsch „Liebe lieber italienisch“ genannt. Diesen Film schauen wir mindestens vier Mal im Jahr an, nicht nur wegen der Geschichte, sondern wegen der prächtigen Landschaftsbilder. Es gibt ein paar merkwürdigen Szenen (okay, die Schlussszene ist ziemlich kitschig), aber im Großen und Ganzen ist der Film etwas für die Seele. Es handelt um einen Schriftsteller, der wegen einer Krise jahrelang nicht mehr schreibt. Ein junger Mann hilft ihm, seine Ängste zu bewältigen und lernt für sich gleichzeitig, sein Leben in die eigenen Händen zu nehmen.

 

Die Gegend, in welcher der Film spielt, ist grandios – Val d’Orcia. Wir waren so sehr von den Bildern im Film angetan, dass wir vor ein paar Jahren dort Wanderungen machten und in dem Ort Rocca d’Orcia, in dem der Film gedreht wurde, übernachteten. Ein Traum und absolut empfehlenswert!

 

Einige unserer Bilder zeigen den Ort, genau so schön wie in dem Film. Wir haben in dem kleinen Hotel gewohnt und auch im Restaurant gegessen, die im Film als Kulisse dienten. Wir wollten gar nicht abreisen.

 

 

Nun zum Bild. Es handelt sich um ein Portrait. Dieterich hat über die Jahre mehrere Portraitbilder gemalt. Das eine von meinem Vater ist ihm so gut gelungen. Er hat sogar den Schalk in den Augen meines Vaters darstellen können. 

 

Das Bild, worum es in diesem Film geht, ist von der Hauptfigur „Weldon Parrish“, gespielt von Harvey Keitel. Es gibt eine Szene im Film, wo der Schriftsteller versucht, wieder zu schreiben und in Tränen ausbricht, weil er daran scheitert. Auch hier hat Dieterich es geschafft, diese Qual in Weldons Gesichtszüge einzufangen.  

 

Portraitbildermalen scheint für mich eins der schwierigsten Unterfangen zu sein, das ein Künstler sich aussuchen kann. Sehr oft erkennt man die abgebildete Person, aber etwas dabei stimmt nicht. Die Augen alleine richtig hinzubekommen ist sehr problematisch. Dann die Nase, der Mund – auch eine riesige Herausforderung. Wenn das Ganze stimmt, ist es eine enorme Errungenschaft. 

 

Gleich unten werden ein paar Dieterichs Portraits gezeigt. Dieterich wird schon bestätigen, dass ich äußerst kritisch sein kein, was ihn manchmal auf die Palme bringt. Deswegen wenn ich sage, dass diese Bildnisse den Menschen sehr getreu sind, dann kann man das sofort glauben. 

 


 

17. März 2021: Gedrehte Kirchtürme in Europa (Barbara Yeo-Emde)

Click here for the English version:  March 17, 2021: Twisted Church Towers in Europe

 
In Mai 2016 hielten Dieterich und ich einen Kochkurs im Loiretal. Wir hatten ein Chateau in der Nähe von Le Vieil-Baugé gemietet. Dort ist uns etwas Merkwürdiges aufgefallen. Der Kirchturm war nicht normal, sondern richtig verdreht.

 

In dem sehr kleinen, schönen Ort Mouliherne, mit der Kirche im Mittelpunkt, entdeckten wir wieder einen völlig gewundenen Turm, in dem Ort Jarzé ebenfalls, jedoch war der Turm nicht ganz so krumm.

 

Nachdem wir darauf aufmerksam geworden waren, haben wir uns gefreut, eine Broschüre darüber zu finden. Bereits 1901 wurde in Frankreich eine Gesellschaft gegründet, um diese Bauwerke in Europa bekannter zu machen und um dieses Kulturerbe zu schützen. Leider gab es in der Broschüre keine Erklärung für dieses Phänomen.

 

Wir waren überrascht, dass mehr als 100 solcher Türme verzeichnet waren, 24 davon in Deutschland. Noch erstaunlicher für uns war die Tatsache, dass sich einer dieser Türme ganz in unserer Nähe befindet, und zwar in Münzenberg. Wir sind bald nach unserer Rückkehr dorthin gefahren und haben nicht nur den Turm bestaunt, sondern auch das Kruzifix aus 1431. Einen weiteren dieser gedrehten Türme in Hessen hat die Kirche in Breidenbach im Kreis Marburg-Biedenkopf.

 

Sehr viele Informationen über diese Türme habe ich nicht gefunden. Meistens sind sie in kleinen, eher bescheidenen Gemeinden gebaut worden. Viele sind angeblich nicht mit Absicht so konstruiert worden und haben sich im Laufe der Zeit entwickelt. Mögliche Erklärungen sind, dass das Holz, womit der Turm gebaut wurde, zu trocken, verrottet oder nicht abgelagert war. Gewicht (von den Dachziegeln aus Schiefer oder von einer Schutzschicht aus Blei), Witterung und sogar Erdbeben könnten eine Rolle gespielt haben. 

Ich würde mich freuen, wenn ich das Interesse an diesem kulturellen Spezialfeld geweckt habe und bin für ein Feedback sehr dankbar. Auch hoffe ich, dass wir bald mehr von diesen Kleinoden besuchen können.

 

MÜNZENBERG

Für weitere Informationen:

 

Über Münzenberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelische_Kirche_%28M%C3%BCnzenberg%29#Architektur

 

Eine Website ist auf Englisch, eine auf Französisch, nach Ländern sortiert und mit vielen Bildern:

https://en.wikipedia.org/wiki/Crooked_spire

https://fr.wikipedia.org/wiki/Clocher_tors

 

Diese Seite zeigt eine Europakarte mit den Standorten. Um die Karte zu vergrößern, hält man die STRG-Taste und scrollt:

https://clochers-tors.com/les-clochers-en-europe/

 


 

10. März 2021: Italienische Mosaik-Künstler in Frankreich ab der Belle Époque (Barbara Yeo-Emde)

Click here for the English version: March 10, 2021 - Italian Mosaic Artists in France during the Belle Epoque

 

Vor ca. 3 Monaten gab es ein Interview mit KuKuK-Mitglied Sabine Schlaefke, die sich auf Mosaiken spezialisiert. Sie hat schon bei einigen Ausstellungen in der Halle teilgenommen. Und wenn wir Glück haben und Covid uns keinen Strich durch die Rechnung macht, werden ihre neuen Werke wieder im Frühling bei einer echten Ausstellung zu sehen sein. In der Lockdown-Zeit wurden mehrere ihrer Mosaiken in der European Domestic Art Challenge und der virtuellen Ausstellungen gezeigt. Einige davon kann man unten anschauen.

Mosaiken haben mir immer gut gefallen. Aber nach dem Interview mit Sabine ist mein Interesse sehr gestiegen. Groß war meine Freude vor ein paar Tagen, als Dieterich und ich eine Sendung in Youtube über die Bretagne ansahen, in der ungefähr 10 Minuten lang über Mosaiken in der bretonischen Hauptstadt Rennes berichtet wurde. Dadurch wurde ich neugierig und fing an, ein bisschen darüber zu recherchieren.

 

In den 70er Jahren des 19 Jahrhunderts sind viele Mosaik-Künstler aus Italien nach Paris gegangen, um an der Baustelle der Pariser Opéra Garnier zu arbeiten. Die meisten kamen aus dem Friaul und haben sich nach der Beschäftigung in Paris in Frankreich aufgeteilt, sodass sie sich gegenseitig keine Konkurrenz machen würden. Dank der Kreationen in der Oper entstand eine neue Blütezeit der Mosaik-Kunst. 

 

In der Zeit der Belle Époque und mit der neuen Kunstrichtung Art Nouveau (Jugendstil) wurden Mosaiken wichtige Komponenten für neue Kunst- und Gebrauchsgegenstände. Nach dem 1. Weltkrieg ging die Begeisterung für Mosaiken mit Art Déco weiter. 

 

Künstler hatten sich in Paris, Nevers und Limoges niedergelassen. In 1903 hat die Familie Patrizio ein Atelier in Marseille geöffnet, das immer noch in der dritten Generation geführt wird.

 

Rennes wurde eine Hochburg für Mosaik in Frankreich, und zwar durch die Gebrüder Odorico, die sich 1882 in der Stadt etablierten. Nach dem 1. Weltkrieg kreierte Isidore Odorico der Jüngere viele Werke, nicht nur in Rennes, sondern auch in Angers, Nantes, Dinard und anderswo. Der Betrieb existierte bis zum Ende der 70er Jahren des 20 Jahrhunderts und ist bis vor ein paar Jahren fast in Vergessenheit geraten.

 

Inzwischen werden die Kunstwerke der Familie Odorico in Rennes geschützt und richtig geschätzt. Die Stadt bietet Führungen an; ein Anlass, der uns auf jeden Fall bei unserer nächsten Reise in die Bretagne nach Rennes bringen wird.

 

Hier sind ein paar interessante Links (leider nicht auf Deutsch):

Sendung (in Französisch): Der Beitrag über Mosaiken beginnt ca. ab der 24. Minute.

https://www.youtube.com/watch?v=sMClrtc27QE 

 

Über die Familie Odorico in Rennes auf Englisch

https://www.tourisme-rennes.com/en/discover-rennes/history-rennes/retracing-the-history-of-odorico-mosaics/

 

Diese beide Beiträge sind auf Französisch, aber beim Runterscrollen findet man mehrere Bilder.

https://fr.wikipedia.org/wiki/Isidore_Odorico

 

https://www.maisonapart.com/edito/construire-renover/gros-oeuvre-construction/odorico---a-la-decouverte-de-la-mosaique-art-deco-2804.php

 

Dieser Link zeigt einer der Mosaikarbeiten der Opéra Garnier in 360°.

https://www.hisour.com/de/palais-garnier-paris-france-50989/

 

 

Und hier ist eine Auswahl von Sabine Schlaefkes Werken:

 


 

3. März 2021: Aus der Cartoon-Werkstatt von Johannes Eucker

 

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 24. Februar 2021: Mars (Barbara Yeo-Emde)

 

Am 18.2. ist der "Perseverance" - Rover (etwa als Beharrlichkeit übersetzt) auf dem Mars ohne jegliche Hindernisse gelandet - ein Wunder an sich. Seit der Landung werden Bilder vom Mars ständig an die NASA geschickt. 

 

Hier sind ein paar Links. Es gibt computeranimierte oder echte Bilder vom Mars:

 

Die Landung, aufgenommen vom Perseverance:
https://www.youtube.com/watch?v=5iC3OxAEqco

 

Eine Webcam live vom Mars*):
https://www.youtube.com/watch?v=6B_6K-splRU

*) als ich auf die Playtaste gedrückt hatte, ist nichts passiert. Ich habe in der Taskleiste das "Einstellungen" - Icon (das zackige kleine Rad) angeklickt, um die Qualität von 1080pHD auf 720p zu reduzieren. Danach lief das Video einwandfrei. 

 

Für eine Erklärung der Mission auf Deutsch:

https://www.youtube.com/watch?v=YTASN9tgAJU

 

Animation der Landung von der NASA:
https://www.youtube.com/watch?v=rzmd7RouGrM

 

Mars-Helikopter Ingenuity (Einfallsreichtum, Raffinesse, Scharfsinn) auf Deutsch erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=Pi5hKSTI7_g

 

Viel Spaß auf dem Mars!!

 

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17. Februar 2021: Vera Bennung Corominas

 

Wie/mit welchem Medium drückst du dich künstlerisch aus? (Malen, Zeichnen, Fotografie, Objektkunst, darstellende Kunst, schreibende Kunst, sonstiges) 

Ich male, zeichne und arbeite am PC. Meine Grafiken sind erstmal vorher gezeichnet, abfotografiert und dann im PC bearbeitet. Ich habe immer viel getanzt, Flamenco und Bauchtanz, was ich immer noch privat mache. Ich mache auch Linolschnitte, mit denen ich meine Kinderbücher illustriert habe. Die Linolschnitte wurden auch im Computer farblich verändert. Ich schreibe auch Gedichte und Geschichten. Ich habe mal im KuKuK eine Kurzgeschichte über eine Meta zu der Ausstellung „Metamorphosen“ geschrieben.

 

Wie bist dazu gekommen, diese Kunst zu lernen, auszuüben?

Meine erste Erinnerung ist, als ich vier Jahre alt war, dass ich eine Prinzessin für meinen Vater gezeichnet hatte. Zum Malen und Zeichnen bin ich durch die Schule gekommen. Ich wurde schon in der ersten Klasse wegen einer Zeichnung des Jesuskinds, das ich im Profil in der Krippe gezeichnet hatte, zum Rektor geschickt. 

 

Woher kam die Motivation?  Wer oder was hat dich dazu inspiriert? 

Ich habe immer Bestätigung von meinen Lehrern bekommen und vor Allem von meiner Mutter, die überhaupt keinen Strich zeichnen konnte, wurde ich gefördert. Ich wurde zu einem Malerehepaar Walther, beide Grafikdesigner, einmal in der Woche geschickt, da habe ich das Malen gelernt. Mit sechzehn wurde ich als die jüngste Schülerin auf der Kunstschule in Hamburg angenommen, wo sie normalerweise Leute erst ab achtzehn aufnehmen. Das war eine private Schule, die ziemlich teuer war, aber meine Mutter wollte es unbedingt.

 

Woher nimmst du die Motive für deine künstlerische Arbeit?

Ich habe zwei Sorten von Bildern, Außenwelt und Innenwelt. Bei den Außenweltbildern bilde ich das ab, was ich sehe, z. B. ein Stillleben. 

 

Wichtiger sind mir meine Innenbilder, die ich erst seit ca. sechs Jahren male. Ich arbeite mit einer Spachteltechnik. Dann lasse ich Farben von links nach rechts und von oben nach unten laufen. Ich gucke , was ich sehe und betone das, und dann wasche das Bild manchmal  wieder ab. Die Figuren im Bild entstehen aus dem Zufall. Bei „Goldmarie“ z. B. habe ich Hanf darauf gespachtelt und dann wieder abgerissen. Dadurch ist der lange Schleier entstanden. Bei „Mann im Mond“ habe ich Pflanzen gespachtelt, die nicht entfernt wurden.

 

Von meinem Horoskop her habe ich alle guten Planeten im Haus 6, und das ist das Haus der Arbeit. Ich mache nebenbei Horoskope, die ich auch illustriere, mit den verschiedenen Figuren für die Planeten und die Tierkreiszeichen in dem Horoskop. Ich schreibe den Text und recherchiere in Fachbüchern dafür. Durch die Illustrationen versteht man die Horoskope besser, wer in welchem Haus Einfluss auf einen nimmt. 

 

Ich habe Tarotkarten mit eigenen Illustrationen gemacht und Illustrationen für eine Website. Im Moment arbeite ich an Illustrationen für Märchen.

 

An welchem Künstler, welchen Künstlern hast du dich im Anfang deiner künstlerischen Tätigkeit orientiert?

Klimt, Chagall, Matisse und Kahlo.

 

Wie kamst du zum KuKuK?

Ich habe eine Künstlergruppe gesucht und vor circa 9 Jahren hatte ich ein KuKuK-Plakat beim Edeka gesehen. 

 

Welchen Beruf hast du erlernt, welchen Beruf übst du aus, bzw. hast du bis vor der Rente/Pension ausgeübt? 

Bei einer Berufsberatung wurde mir empfohlen Schuhverkäuferin zu werden. Meine Mutter hat gesagt, dass wir das selber in die Hand nehmen sollten. Meine erste Stelle hatte ich als Grafikdesignerin in einer Werbeagentur in Basel. Zwanzig Jahre lang war ich als Art-Direktorin in der Werbebranche tätig. Danach war ich zwei Jahre als Dozentin an der Fachschule SRH Berufliche Rehabilitation Heidelberg hier in Gießen, ein tolles Erlebnis, meine Kenntnisse an junge Leute weitergeben zu können. Leider wurde diese Schule geschlossen, so dass ich als nächste Arbeit eine Kirchenzeitung entwerfen durfte. Ich habe auch einige Jahre als Lehrerin für Wirtschaft, Mathematik und Deutsch bei einer Schule für lernschwache Jugendliche gearbeitet. Jetzt bin ich in der Rente.

 

Kommst du aus der Gegend? Wenn nicht, wo kommst du her? Warum bist du hierhergezogen?

Ich komme aus Hamburg. Nach mehreren Jahren an der deutsch-schweizerischen Grenze bin ich nach Gießen gekommen und wegen der vielen netten Leute geblieben. 

 

Lieblingskünstler: Klimt

Lieblingsfarbe: Goldfarbe und kaltes Grün

Lieblingsmusik: Rockmusik der 70er Jahren, Bauchtanzmusik und Flamenco. Meine Lieblingsband ist Supertramp.

Lieblingsessen: Gebratene Ente und Kürbissuppe

Lieblingsort: an einem Strand am Meer

Lieblingsschriftsteller: Anna Gavalda, die Autorin von „Zusammen ist man weniger allein“ und „Alles Gute kommt nie“, meine zwei Lieblingsbücher.

 

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10. Februar 2021: Kunstquiz (Barbara Yeo-Emde)

  

Heute gibt es zur Abwechslung ein Quiz über bekannte Künstler. Unter den einzelnen Hinweisen gibt es Striche für jeden Buchstaben des gesuchten Künstlers. Unter jedem Strich (außer bei 4 Namen) befindet sich eine Zahl, die immer dem selben Buchstaben entspricht. Zusätzlich gibt es ein Zitat als Hilfe für die Lösungen.

 

Hier klicken, um das Quiz als PDF herunterzuladen und ausdrucken.

Hier klicken, um die Lösung als PDF herunterzuladen.

 

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3. Februar 2021: Susanne Flack

 

Wie/mit welchem Medium drückst du dich künstlerisch aus? 
Malen mit Acryl- und Aquarell, Mischtechniken, sowie Objektkunst (jedoch seltener)

 

Wie bist du dazu gekommen, diese Kunst zu lernen und auszuüben?  

Es machte mir Freude mit meinen Kindern zu malen, woraufhin mir mein Ehemann (ca. 1998) eine komplette Malausrüstung für die Aquarelltechnik schenkte. Im Anschluss besuchte ich einen Kurs an der VHS Wetzlar, in dem Hr. Mühlbauer in die Aquarellmalerei einführte. Später entdeckte ich dann die Acrylmalerei für mich, da dieses Medium noch viel mehr Techniken bietet und man die Farben ausdrucksstärker auftragen kann. Diese Technik praktiziere ich vorwiegend autodidaktisch.

Seit wann bist du künstlerisch aktiv?

Mit einigen Unterbrechungen seit ca. 1998.

Woher nimmst du die Motive für deine künstlerische Arbeit?

Von Fotografien, Postkarten oder spontan aus eigenen Eingebungen.

 

An welchem Künstler, welchen Künstlern hast du dich im Anfang deiner künstlerischen Tätigkeit orientiert?

Da hatte ich keine besondere Richtung. Alle Maler, die farbintensive, leuchtende Gemälde zauberten, gefielen mir. (z.B. Van Gogh, Monet...) sowie Maler der zeitgenössischen Kunst. 

 

Gibt es heute noch andere Vorbilder? 

Da gibt es sehr viele.  Jedoch sprechen mich Werke der impressionistischen Malerei besonders an. 

 

Wie kamst du zum KuKuK? 

Durch ein ehemaliges Mitglied.

 

 

Welchen Beruf hast du erlernt, welchen Beruf übst du aus, bzw. hast du bis vor der Rente/Pension ausgeübt?

Ich habe Sozialarbeit studiert und arbeite zurzeit im Seniorenzentrum Johannesstift in Gießen im Sozialdienst.

Kommst du aus der Gegend? Wenn nicht, wo kommst du her? Warum bist du hierhergezogen?

Ich komme aus einem kleinen Dorf im Hunsrück (Hennweiler).  Im Alter von 17J. (1978) zog ich nach Mainz, um mich beruflich weiterzubilden.) Die Liebe hat mich dann 1990 nach Wettenberg verschlagen, da mein Ehemann, den ich auf einem Tanzevent kennenlernte, aus Wißmar stammt.

 

Lieblingskünstler: Da gibt es zu viele, die ich bewundere.

Lieblingsfarben: Grün- und Blautöne 

Lieblingsmusik: Versch. Stilrichtungen (Klassik, Rock, Schlager...) zurzeit David Garett „Viva la Vida“

Lieblingsort: Immer da, wo ich mich gerade wohlfühle. 

Lieblingsliteratur: spirituelle Schriften (z. B. von Kurt Tepperwein „Die geistigen Gesetze“) Alles was mit der Entwicklung des Bewusstseins zu tun hat.

Sonstige Interessen oder Hobbies: Dekoration zu den versch. Events basteln, Musik versch. Stilrichtungen hören, Lesen, Freistil tanzen, in der Natur unterwegs sein, Reisen.

 

 

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27. Januar 2021: Barbara Yeo-Emde, "America First (Amerika zuerst) – Zwei der bizarrsten Wochen in der Geschichte der USA"

 

Nachdem ich und zig Millionen andere Menschen weltweit vier Jahre lang jeden Morgen mit Angst aufgewacht waren, was an dem Tag an Schreckliches in den USA passieren könnte, ist die schändlichste Präsidentschaft in der Geschichte des Landes endlich vorbei. In diesen Jahren zerstörte die vergangene Administration so viel in dem Land, das sie behaupten, sehr zu lieben. Was für eine krankhafte Art Liebe! 

 

Genau als man dachte, dass es nicht schlimmer werden könnte, ist es tatsächlich so gekommen. Der Anschlag auf das Kapitol am 6. Januar war der verheerende Abschluss von 5 Jahren (inklusiv der Präsidentschaftswahlkampagne) furchtbarer Lügen und psychischen Terrors des Verbrechers, wessen Namen ich nie wieder über meine Lippen bringen möchte. Nicht nur verursachte er mit der Mithilfe seiner Speichellecker einen Aufstand, sein Hauptziel war, das amerikanische Volk gegeneinander aufzuhetzen. Das ist das einzige, womit er während seiner gesamten Amtszeit großen Erfolg hatte.

 

Innerhalb zwei Wochen zwischen dem 6. und 20 Januar, immer am Mittwoch, durften wir die Schändung des Kapitols und die zweite Amtsenthebung des verwerflichsten Präsidenten in der Geschichte des Landes erleben. Nicht nur für Amerikaner war diese Zeit sehr bedrückend. Am letzten Mittwoch kam die Erlösung mit der Amtseinführung einer neuen, einfühlsamen und kompetenten Administration.

 

Seit der Rebellion zeigen viele Republikaner kein Quäntchen Reue oder empfinden kein kleines bisschen Verantwortung für die Rolle, die sie zweifelsohne in diesem blasphemischen Ereignis gespielt haben. Manche bestehen darauf, ihre Waffen mit in die Regierungsgebäude zu nehmen, was ein Delikt in Washington DC ist. Sie sind beleidigend und verbreiten immer noch ihre Märchen von Wahlbetrug u.a. Ein einziger Tag nach der Amtseinführung Joe Bidens meinte FOX News, dass seine erste Woche erschreckend sei. Sie sagten, dass er Amerika als das Unwichtigste behandelt und nicht an erste Stelle ordnet (America First). 

 

Da frage ich mich seit Jahren, was haben „Make America Great Again“ und „America First“ dem Land beschert? – eine Wirtschaft kurz vor dem großen Absturz; eine Pandemie, die völlig außer Kontrolle ist; millione Arbeitslose, enorme soziale Ungerechtigkeit und Unruhe; riesige Menschenschlangen, die sich an Lebensmitteltafeln wenden müssen, weil sie kein Geld haben; die Abneigung unserer wichtigsten Verbündeten, während eine Näherung an die schrecklichsten Autokraten und Diktatoren der Welt angestrebt wurde; die mit Vorliebe Lügen, Betrug, Kriminalität und Unbarmherzigkeit als die Norm fördern, um nur ein paar von den schwerwiegendsten Herausforderungen zu nennen, womit die Staaten zurzeit konfrontiert sind.

 

Was mich wirklich auf die Palme bringt ist, wenn die Republikaner meinen, dass wir das, was am 6.1. vorgefallen ist, vergessen müssen, damit das Land den Heilprozess beginnen kann. Sie möchten nicht, dass ihre Wähler, die an diesem Verbrechen teilnahmen bzw. es unterstützten, Konsequenzen tragen müssen. Es tut mir leid, aber wir anderen können nicht vergessen, was wir mitansehen mussten. Diejenigen, die geplant und versucht haben, die Regierung zu stürzen und manche Regierungsmitglieder umzubringen, müssen zur Verantwortung gezogen werden. Angeblich haben diese Staatsfeinde über mehrere Jahren so sehr unter liberalen Regierungen heftig gelitten. Die Republikanische Partei in Hawaii meint, dass was sie anstellten, haben sie nur aus Liebe zu ihrem Land gemacht. Die Wahrheit ist, dass sie sich nicht damit abfinden können, dass die USA inzwischen unwiderlegbar multiethnisch und multikulturell sind, eine Tatsache, die der ehemalige Außenminister Pompeo leugnet. Laut ihm, und ich zitiere: „Multiculturalism is not who America is“ (Multikulturalismus ist nicht, wer Amerika ist).

 

Mit bodenloser Frechheit zu fordern, dass die andere „Hälfte“ des Landes vergessen und vergeben soll, zeugt von unermesslicher Arroganz, Unverschämtheit, Ignoranz und Respektlosigkeit. Fünf sehr lange Jahren mussten wir, diese andere Hälfte, uns permanent gegen einen Schwall von Beleidigungen, riesigen Blamagen auf internationaler Ebene, und einem deutlich sichtbaren Anstieg an Boshaftigkeit und Unverfrorenheit auseinandersetzen. Alle Werte der Nachkriegsgeneration wurden von der korrupten Regierung und ihren Unterstützern mit Füßen getreten und durch den Dreck gezogen. Hat diese andere Hälfte versucht, aus Frust Leute zu ermorden und die Regierung zu stürzen?

 

Normalerweise bin ich keine nachtragende Person, aber was den ehemaligen Bewohner des Weißen Hauses und seine Bande betrifft, bin ich der Meinung, dass sie für ihr Tun haftbar gemacht werden müssen, was sie im Namen ihres enormen „Patriotismus“ vollzogen haben. Nur weil man die Flagge schwenkt, heißt nicht, dass man ein Patriot ist. Ich möchte keine Rache, sondern Gerechtigkeit. 

 

Von vielen Familienmitgliedern und Freunden habe ich immer das Gleiche gehört: vor immenser Erleichterung weinten sie am 20.1. viel. Wir, die die vergangene Administration nicht unterstützten, sind in den letzten fünf Jahren regelrecht traumatisiert worden. Jetzt, wo das Schlimmste hinter uns zu sein scheint, müssen wir uns seelisch und psychisch erholen. Dieser Prozess wird noch eine Weile dauern und wird nicht abgeschlossen werden können, wenn diejenigen, die uns in dieser Zeit terrorisierten, unbestraft davonkommen. 

In der Zwischenzeit müssen wir Amerikaner, die absolut euphorisch sind, Biden und Harris als unsere Regierungschefs zu haben, versuchen, daß die unzähligen Versuche der extremen Rechten, die neue Regierung zugrunde zu richten, uns nicht zu sehr davon abhalten, die Verbesserungen wahrzunehmen und Geduld aufzubringen. Traurigerweise, trotz aller Beweise, dass die Republikaner seit Jahren den falschen Weg für Amerikas Zukunft gewählt haben, scheinen sie ganz versessen zu sein, ihre Pläne durchzuziehen. Sie wollen nicht akzeptieren, dass die Weißen nicht mehr die Mehrheit bilden und höchstwahrscheinlich es nie wieder sein werden. 

 

Wer die verschiedenen Sendungen vom 20. Januar anschaute, verstand sehr schnell, dass die neue Administration genau diese Tatsache deutlich machen wollte. Für diejenigen, die den Multikulturalismus der USA als Selbstverständlichkeit anerkennen, waren diese Übertragungen Balsam für die Seele. Die Organisatoren wussten genau, was wir brauchten, um die ersten Schritte unserer Heilung angehen zu können. Für Nicht-Amerikaner kamen diese Präsentationen vielleicht völlig übertrieben vor. Aber für Amerikaner, die schon von Kindheit an die Ideale von Respekt, Ehre und Inklusion eingetrichtert bekamen, waren diese Sendungen unsere kollektive Stimme an die vorige Administration und seine Anhänger, dass die Vereinigten Staaten jetzt und für die Zukunft so sind, was traumhaft schön sein könnte. Wir haben es satt, von Negativismus bombardiert zu werden. Es gibt unendlich viel Gutes in den USA. Lassen wir uns mehr darauf konzentrieren, ohne das Schlechte zu ignorieren. Keine Gesellschaft ist oder wird jemals perfekt sein. Trotzdem sollen wir nicht aufgeben, anzustreben, dieser Perfektion ein Stückchen näher zu kommen. (Wie es in der Präambel der amerikanischen Verfassung „We, the People…“ heißt.) 

 

Der absolute Höherpunkt bei der Amtseinführung am 20. Januar war die Rezitation des Gedichtes einer 22-jahrigen Absolventin der Harvard Universität. Amanda Gorman, eine beeindruckende junge Frau, fasste exakt die Gefühle unzähliger Menschen in Worte; Gefühle, die wir selber nicht in der Lage waren, auszudrücken. Wir müssen akzeptieren, dass es immer Ungerechtigkeit gab und geben wird. Zur gleichen Zeit müssen wir den Mut haben, das Licht zu sehen, obwohl wir manchmal von einer Dunkelheit überwältigt werden. Wir können dieses Licht nur sehen, wenn wir tapfer genug sind, es sehen zu wollen, nur wenn wir tapfer genug sind, das Licht zu sein. (We can see it „if only we’re brave enough to see it. If only we’re brave enough to be it.“) 

 

 

Ich persönlich werde versuchen, mich auf dieses Licht zu konzentrieren und mit jeder Faser meines Selbst so oft wie menschlich möglich, dieses Licht zu personifizieren.

 

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 20. Januar 2021: Gabriele Herlitz

 

Wie/ mit welchemMedium drückst du dich künstlerisch aus? (Malen, Zeichnen, Fotografie, Objektkunst, darstellende Kunst, schreibende Kunst, Sonstiges). Ich male vorwiegend mit Acryl, kollagiere und experimentiere aber auch gerne mit verschiedenen Materialien. 

 

Wie bist du dazu gekommen, diese Kunst zu lernen, auszuüben? Woher kam die Motivation? Wer oder was hat dich dazu inspiriert? Im Grunde habe ich mir das kindliche Bedürfnis zu spielen, erhalten oder zeitweise wieder hervorgeholt. Es galt nie als nützlich, zu malen, zu spielen - wenigstens nicht in meiner Kindheit, sondern konkurrierte mit dem „Lernen für die Schule“. Mein Vater malte ab und zu mit Öl oder fertigte Objekte aus Gips oder auch Goldschmuck (er war Zahntechnikermeister). Sein Hobby hat mich sicherlich beeinflusst.

 

Seit wann bist du künstlerisch aktiv? Seit Beginn der 90er Jahre ist das Malen zu einer regelmäßigen Tätigkeit geworden. 

 

Woher nimmst du die Motivation für deine künstlerische Arbeit? Das Bedürfnis mich mit den Farben auszudrücken ist einfach immer wieder drängend da! Es ist so nötig wie Essen und Trinken.

 

An welcher Künstlerin, Künstlern hast du dich am Anfang deiner künstlerischen Tätigkeit orientiert? Begeistert haben mich die Expressionisten, die Farbintensität von Mark Rothko, die künstlerische Entwicklung von Gerhard Richter, die Plastiken von Giacometti, die wunderbaren Gemälde der Impressionistinnen Berthe Morisot und Mary Cassatt. Grad interessieren mich überhaupt die oft „vergessenen“ Malerinnen. 

 

Wie kamst du zum KuKuK? Ich bin mit einem Ehrenmitglied befreundet. Er hat mich ermuntert, „zum KuKuK zu gehen“ ;). Also bin ich Mitglied seit einem Jahr. 

 

Welchen Beruf hast du erlernt, übst du aus, bzw. hast du bis vor der Rente/Pension ausgeübt? Nachdem mir die Arbeit als PTA in der Apotheke zu langweilig wurde, studierte ich Sozialarbeit. Viele Jahre war ich in der Erwachsenenpsychiatrie (in dem Zusammenhang lernte ich die Prinzhornsammlung kennen, die mich sehr beeindruckte) und danach im Jugendamt tätig. Letzteres war „verrückter“. Seit 2,5 Jahren bin ich Rentnerin. 

 

Kommst du aus der Gegend? Wenn nicht, wo kommst du her? Warum bist du hierhergezogen? Ich kam als Kind kurz vor dem Mauerbau von Ost- nach Westdeutschland. Zur Schule ging ich in Kassel, gearbeitet und studiert habe ich in Frankfurt am Main. Der Beruf hat mich nach Gießen gebracht. Unsere beiden Kinder sind hier geboren. Nun lebe ich mit meinem Mann schon seit 35 (!!) Jahren in Hüttenberg. 

 

Lieblingskünstler: Es gibt so viele noch junge und unbekannte Frauen und Männer, deren Arbeiten ich oft in Ausstellungen bestaune. Die sind mir wichtig! 

 

Lieblingsfarbe: jede

 

Lieblingsmusik: je nach Stimmung Klassik und Rock 

 

Lieblingsessen: italienische und thailändische Küche 

 

Lieblingsort: Berg, Meer, Wald, mein Bett 

 

Sonstige Interessen oder Hobbys: Bücher kaufen und lesen, lesen, lesen! Geh´ mir fort mit eBook! Dankeschön für das Interesse! Ich hoffe auf persönliche KuKuK Kontakte ganz bald!

 

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13. Januar 2021: Roger Wegner

 

Der Künstler Roger Wegner, Jahrgang 1959, mit seiner Familie in Weilburg lebend, künstlert und stellt aus im Atelier „Künstlermühle Leun” / „Celtic Art Leun“ in der alten Mühle am Ortsende von Leun (Obere Bachstrasse 40), welche auch als alte Ölmühle bzw. Kulturmühle Leun bekannt ist.

 

Selbstauskunft – Ich als Künstler

Seit meiner Kindheit male und künstlere ich. Auf einer Uni war ich nie, also habe ich nie Kunst studiert. Oder doch? Meine Berufe hatten auch nie etwas mit Kunst zu tun. Schade für mich.

 

In meiner Jugend, also in den 70ern, malte ich wie verrückt, vor allem bunt. Ich hatte keine bestimmte Kunstrichtung, oder vielleicht am Ehesten Fantasy. Vielleicht lag es an zu viel AfriCola oder Bluna – meine Bilder wurden immer verrückter und ich vielleicht auch. Die meisten Bilder habe ich zum Glück verschenkt.

 

Ende der 80er verbrannte ich alle Bilder die ich noch hatte. Erst Anfang der 90er malte ich wieder. Dann begann ich von Anfang an. Mit Höhlenmalerei.

Nun ja, eigentlich hatte ich keine Höhlen, aber die Anfänge des Malens und der Pigmente, also der Farben, faszinierte mich.

 

Natur – Farben – Motive, alles auf Stein, Knochen, Tierhaut und manchmal Holz; alles außer Papier. Dies fiel damaligen Freunden auf, die als Hobbyisten in der Indianer-Szene aktiv waren. Sie konnten mich für ihre Kunst Art gut gebrauchen. Dort lernte ich auch Trommeln und Rasseln bauen und bemalen/verzieren und vieles mehr. Ich hatte sowieso schon viel Sympathie für Natur – Völker – Kunst und Schamanismus, merkte aber mit der Zeit, dass ich selbst gar kein Indianer bin und suchte meine eigenen Wurzeln die wohl eher europäisch sind. Dies führte mich, vielleicht über Umwegen, zu den Kelten und deren Kunst. Das war ein Volltreffer für mich, es ist das was ich liebe.

 

Nun künstlerte ich für die „Kelten“, meistens bemalte ich Steine und Holz, Trommeln und Schilde, ritzte und verzierte Trinkhörner und Knochen. Auf Papier male ich wieder seit 2016.

 

Seit zig Jahren bin ich in der keltischen Kunst und Szene tätig. Die keltische Kunst seit der Hallstatt- und La Tene-Zeit über die keltische Hoch-Zeit hinaus ist zeitlos faszinierend.

 

Wichtige Lehrer waren für mich z.B. Georg Bain und Aidan Meehan (bzw. deren Lehr-Bücher), aber vor allem das Leben an sich, das „einfach selbst machen“. Heute interpretiere ich alte traditionelle Motive und erschaffe eigene, keltisch inspiriert. Ich beherrsche die 5 Zacken des Pentagramms: Imitation, Interpretation, Intuition, Imagination und Inspiration. Dazu erlernte ich auch keltische Poesie und vermag Bilder und Runen in Stein, Knochen, Holz und Hörner zu ritzen.

 

Die Kelten liebten es bunt. Ich tue es auch, aber ich liebe auch Erdtöne. Folglich habe ich ab 2017/18 eine ganze Serie in Ocker und Umbra gemalt:

Keltische Kreise 1 „Menschen, Tiere, Fabelwesen“. 2018/19 kam Terra di Siena dazu: Keltische Kreise 2 „Menschen, Götter & Dämonen“.

 

Dann wird es auch wieder bunter. Es entstehen: 2019/20: KK3 „Keltische Ornamentik“ (vieles davon mit Blattgold verziert) und KK4 „Die Toten & die Lebenden“.

 

Seit 2018 betreibe ich das Atelier Künstlermühle Leun/Celtic Art Leun in einer wunderschön sanierten alten Mühle aus dem 15.Jdt. Die Besitzer erlauben mir hier zu künstlern und Kunst, Kultur und Leben einzubringen. Das romantische Ambiente der Alte Mühle und die Natur, die Esel, der Bach und Alles bilden eine sehr angenehme Atmosphäre.

 

2018 und 2019 gab es hier in der Künstlermühle auch viele große und kleine, feine und hochkarätige Veranstaltungen, Konzerte, Lesungen usw. mit vielen Künstler/innen. 2020 gab es das nicht. Auch die jährliche Vernissage neuer Bilder musste leider ausfallen.

 

Aber: Alles wird Gut! Wir freuen uns darauf, uns bald wieder hier an der Künstlermühle Leun in der frischen Luft, am Bach bei den Eseln, bei Kunst & Kultur, wiederzusehen und umarmen zu können.

 

Lieblingsfarbe: schwer zu sagen, früher war das einfacher, mir blieb nur Gelb weil mein Bruder Rot war und meine Eltern Blau und Grün. Dann begann für mich ein Farbenrausch, der noch immer andauert. Nachdem ich es mal zu Bunt trieb, hatte ich Farbstörungen und malte nach einer Pause hauptsächlich in Weiß. Das ist praktisch, weil Weiß in der Nacht am besten zu sehen ist und überhaupt ein Zeichen für die Anderswelt, eine besonders zauberkräftige Ur-Farbe. so wie auch Schwarz und Rot. Schwarz und Weiß, Rot oder Gelb, Blau, Grün, Braun usw... welche Farbe ist weniger wert oder schön (keine!)? Erdtöne, Ocker, Umbra, Terra di Siena... Gold ist keine Farbe, oder doch? Was würde Pippi Langstrumpf sagen? Ich schließe mich ihr an.

 

Lieblingsmusik: noch schwerer zu sagen. Ich möchte offen sein für alles was schön und gut ist, auch offene Ohren haben, deswegen höre ich mir alles erst mal an, bevor ich es schön oder nicht finde, ablehne oder gutheiße, auch experimentelle Sachen oder extremes. Musik ist für mich ganz ganz wichtig, aber ich kann mich nicht auf eine Musikrichtung festlegen.

 

Lieblingsdichter: liebe Barbara, das hast du mich zwar nicht gefragt aber ich sag es trotzdem. Es ist sehr schwer zu beantworten, weil ich so viele davon habe. Bin ja selbst Skalde. Meistens handeln meine Lieblingsgedichte vom Zauber der Natur. Ich will nicht anfangen aufzuzählen. Z.B. Barthold Heinrich Brockes ist faszinierend. Aber er sah (als Christ) Gott, ich sehe die Göttin in der Natur. Als Narr nehme ich mir die Freiheit, seine Gedichte ins Heidnische umzumünzen. 

Barthold... Oh, jetzt schweife ich aus...

 

Lieblingsort: in der Natur, im Wald, der Himmel über mir, die Erde unter mir, die Bäume, ja die ganze Welt, um mich herum, auf einer Blumenwiese, am Feuer, im Bett, am Frühstücks Tisch, an einem Bach, See, Wasserfall oder einer Quelle, in den Bergen, an besonders schönen Orten in der Natur...

 

Lieblingsessen: Wildschwein in Pfefferminzsoße, mit Salat bitte 

 

Lieblingsschriftsteller: echt schwer zu sagen. Ich lese zwar viel aber wer... 

OK: anfangs waren es z.B. Michael Ende, Douglas Adams, Tom Sharp, Terry Pratchett,.... dann mmm und....

 

Ach ja, ganz wichtig sind Albert Uderzo und René Goscinny, für keltisch Interessierte eine Fundgrube und Nachschlagewerk für alles Mögliche.

Für ernsthaft an keltischer Kultur Interessierte empfehle ich Jan Fries.

 

Lieblingskünstler: Die Natur

 

Wo komme ich her und wieso, wie kam ich zum KuKuK: ich lebe mit meiner Familie in Weilburg und arbeite im Atelier in Leun. Der KuKuK ist mir also nahe und es ist mir eine Freude dabei zu sein.

 

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